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Die Weltwirtschaft kühlt ab

Mai 2022
Nach dem rasanten Wirtschaftswachstum 2021 hat nun die unvermeidliche Abkühlung der weltweiten Konjunktur eingesetzt, meint Guy Wagner, BLI-Chefanlagestratege.
Banque de Luxembourg Investments
Guy Wagner, Banque de Luxembourg Investments

Die dynamischste Region bleiben die USA, auch wenn das BIP im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal überraschend um annualisiert 1,4 Prozent gesunken ist. „Grund für diesen Rückgang ist im Wesentlichen die Kluft zwischen dem starken Importanstieg aufgrund der hohen Binnennachfrage und den sinkenden Exporten aufgrund der schwächeren Auslandsnachfrage“, sagt Guy Wagner, Chefanlagestratege und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments. „Nicht nur der private Konsum bleibt robust, auch die Unternehmensinvestitionen zeigen bislang noch keine Ermüdungserscheinungen.“

Krieg in der Ukraine schlägt allmählich auf die europäische Wirtschaft durch

In der Eurozone stieg das BIP in den ersten drei Monaten des Jahres im Quartalsvergleich nur um 0,2 Prozent, da der Krieg in der Ukraine allmählich auf die europäische Wirtschaft durchschlägt. In China war das BIP-Wachstum im ersten Quartal mit 4,8 Prozent im Jahresvergleich auf die günstige Entwicklung der Industrieproduktion und der Infrastrukturausgaben zurückzuführen, während der private Konsum aufgrund der drastischen Lockdown- und Quarantäne-Maßnahmen unter der fortgesetzten Null-Covid-Strategie zurückging. In Japan wird der schwache Yen eine allmähliche Abschwächung der Exporte angesichts der Verlangsamung der weltweiten Nachfrage kaum verhindern können.

US-Notenbank erhöht wichtigsten Leitzins um 50 Basispunkte

Wie erwartet erhöhte die US-Notenbank Anfang Mai ihren wichtigsten Leitzins um 50 Basispunkte, wodurch sich das Zielband der Federal Funds Rate auf 0,75 Prozent bis ein Prozent erhöhte. Der Vorsitzende Jerome Powell erklärte außerdem, dass bei den nächsten beiden Sitzungen im Juni und Juli Zinserhöhungen in Schritten von 50 Basispunkten vorgesehen seien. Die Währungshüter kündigten zudem an, dass sie ab Juni mit der Abschmelzung ihrer Bilanzen beginnen werden. In der Eurozone bestätigte die Europäische Zentralbank im April ihre Absicht, die Wertpapierkäufe schneller als geplant zurückfahren, um sie im dritten Quartal ganz auslaufen zu lassen. Der luxemburgische Ökonom glaubt, dass „die EZB ihren Zinsstraffungszyklus im Laufe des Sommers starten könnte, nachdem Zinsanhebungen vor der Beendigung des Wertpapierkaufprogramms ausgeschlossen werden.“

Renditen auf Staatsanleihen steigen weiter stark

Da die Inflation ihren Wendepunkt immer noch nicht erreicht hat, steigen die Renditen auf Staatsanleihen auf beiden Seiten des Atlantiks weiter stark – trotz der erwarteten Konjunkturabkühlung: So stiegen die Renditen der zehnjährigen Anleihen in den USA, in Deutschland, in Frankreich, in Italien und in Spanien. In der Folge fiel der JP Morgan EMU Government Bond Index stark; seit Jahresbeginn liegt sein Minus bei 8,7 Prozent.

Börsenkurse an den Aktienmärkten schwächeln weiter

Nach einem schwierigen ersten Quartal für die Aktienmärkte setzte sich die Schwäche der Börsenkurse im April fort. „Die Aktienkurse litten unter der rasant steigenden Inflation, der geldpolitischen Straffung der Federal Reserve und dem fortdauernden Krieg in der Ukraine.“ In Euro ausgedrückt, verlor der weltweite Aktienindex MSCI All Country World Index Net Total Return lediglich 3,0 Prozent. Dies gibt die Schwäche der Märkte jedoch nicht angemessen wieder, da der Index in Euro notiert und damit im Berichtsmonat von dem starken Anstieg des US-Dollars profitiert hatte. „Sowohl die traditionell als defensiv geltenden Branchen wie Basiskonsumgüter, Versorger, Gesundheitswesen als auch Energie verzeichneten die beste Performance, während Technologie und Telekommunikationsaktien am schwächsten abschnitten“, sagt Guy Wagner abschließend.