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Was für chinesische Aktien spricht

Februar 2021
Jasmine Kang, Analystin und Portfoliomanagerin des Comgest Growth China, geht auf die Chancen an Chinas Aktienmärkten ein, mahnt aber auch zu Vorsicht.
Comgest
Jasmine Chang, Comgest

China bereitet sich auf die Feierlichkeiten zu Beginn des „Ochsen“-Jahres am 12. Februar vor. Jasmine Kang, Analystin und Portfoliomanagerin des Comgest Growth China, schätzt die Aussichten für die chinesischen Aktienmärkte mittel- und langfristig positiv sein. Dennoch sollten sich Anleger vor hoher Volatilität in Acht nehmen.

Obwohl sich die Neujahrsfeiern wegen des Corona-Virus in Grenzen halten dürften, hat Chinas Wirtschaftswachstum bereits wieder das Vorkrisenniveau erreicht: Die jüngsten BIP-Zahlen für das vierte Quartal 2020 weisen einen Anstieg von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Obwohl die COVID-19-Pandemie nicht spurlos an der chinesischen Wirtschaft vorbeigegangen ist, glauben wir bei Comgest, dass der Ausblick für die chinesischen Aktienmärkte mittel- und langfristig positiv sein dürfte. Die Anleger sollten jedoch weiterhin mit hoher Volatilität rechnen, bis die Pandemie endgültig durchgestanden ist. Der Appetit auf chinesische Aktien bleibt weiterhin hoch. Chinesische Festlandsaktien, insbesondere aus dem Tech-Bereich, gehörten 2020 zu den Anlagen mit der weltweit besten Performance und dürften diesen Kurs auch 2021 fortsetzen.

Chinas Wandel zu einer modernen Dienstleistungswirtschaft mit seinen Technologieführern, einem effizienten Management der COVID-19-Krise und einer wachsenden Mittelschicht haben den heimischen Aktienmärkten im Jahr 2020 Auftrieb gegeben. Dabei wurde die Dynamik durch einen Boom im Onlinehandel und die fortschrittlichen elektronischen Zahlungssysteme des Landes angeheizt. Der rasche Anstieg der chinesischen Mittelschicht war ein besonderer Wachstumstreiber. Namhafte Internetgiganten wie Tencent und NetEase haben von ihrer starken Position im chinesischen Computerspielemarkt profitiert, insbesondere während der landesweiten Lockdowns. In ähnlicher Weise veranschaulichte Shandong Weigao (Medizintechnik) das große Potenzial, das wir in Chinas Gesundheitsmarkt sehen. Während das Wachstum einiger Unternehmen wie 3SBio (Biosimilars) oder Samsonite (Reisegepäck) im vergangenen Jahr aufgrund von kurzfristigem regulatorischem Gegenwind und den Auswirkungen der Pandemie nur schleppend verlief, denken wir, dass ihr Filialnetz langfristig stark bleiben sollte.

E-Commerce ist eine wichtige Säule des chinesischen Konsums. Mehr als 30 Prozent der Konsumeinkäufe des Landes werden mittlerweile online abgewickelt – dies ist der höchste Wert weltweit. Alibaba, der chinesische E-Commerce-Marktführer, hat mit Taobao Livestreaming, Taobao Deals, Tmall Luxury Pavilion und einem Big-Data-basierten Newsfeed-Produkt eine weitere lange Liste erfolgreicher Innovationen im Jahr 2020 vorgelegt. Während China wahrscheinlich die Regulierung des digitalen Sektors weiter verschärfen wird, sind wir überzeugt, dass die Regierung ein Gleichgewicht zwischen Innovation und Regulierung anstreben wird. Alibaba wird in seiner Rolle als Internet-Innovator für Chinas Ambitionen, eine Hightech-Nation zu werden, relevant bleiben.

Andere erwähnenswerte Unternehmen der Realwirtschaft sind SAIC, Chinas größter Autohersteller, dessen Aktienkurs dank der sich erholenden Absatzlage auf dem chinesischen Automobilmarkt gestiegen ist. Midea, ein bekannter Hersteller von Klimaanlagen, Lüftungs- und Heizgeräten sowie von elektrischen Haushaltsgeräten, hat ebenfalls sowohl vom steigenden Binnenkonsum als auch von starken Exporten profitiert. Das Bond-Connect-Programm hat die Öffnung der Kapitalmärkte in eine neue Dimension geführt. Ausländische Investoren halten inzwischen rund zehn Prozent der Marktkapitalisierung festlandchinesischer Unternehmen und haben im vergangenen Jahr mehr als 50 Mrd. US-Dollar investiert – gegenüber mehr als 330 Mrd. US-Dollar seit dem Start des Connect-Programms im Jahr 2014.

Mit der Unterzeichnung der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) hat China auch seinen Einfluss in der asiatisch-pazifischen Region deutlich ausgeweitet. Längerfristig sollte sich das Handelsabkommen positiv auf die zukünftige Entwicklung der asiatischen Märkte auswirken, da durch das Abkommen der Schwerpunkt der Weltwirtschaft weiter in Richtung Osten verschoben wird. Für China, das als treibende Kraft hinter dem Abkommen gilt, eröffnet sich dadurch die Chance, seinen wirtschaftlichen Einfluss in der asiatisch-pazifischen Region weiter auszubauen.