Der demografische Wandel beeinflusst bereits jetzt die Anlageentscheidungen – und seine Rolle wird in Zukunft weiter zunehmen, glauben Investoren. Das zeigt eine Studie, die Coalition Greenwich im Auftrag der BNP Paribas Asset Management (BNPP AM) durchgeführt hat. Für die Studie befragte Coalition Greenwich im Auftrag von BNPP AM 135 institutionelle und intermediäre Investoren in Europa, Asien und den USA, Ziel der Studie war es, die Sicht der Investoren auf den demografischen Wandel zu verstehen.
Ob neue Technologien, ein wachsender Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung, verändertes Konsumverhalten oder eine wachsende Mittelschicht in Entwicklungsländern: Veränderungen in der demografischen Struktur haben enorme Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft – und beeinflussen auch die Anlageentscheidungen von Investoren. Wie genau diese den demografischen Wandel und gesellschaftliche Trends sehen und darauf reagieren, wollte BNPP AM in ihrer Studie herausfinden.
Das Ergebnis: Fast drei Viertel (74 Prozent) der befragten Investoren geben an, dass der demografische Wandel ihre Anlageentscheidungen in den vergangenen drei Jahren bereits beeinflusst hat. Und sein Einfluss wird sich in den kommenden zehn Jahren noch verstärken – davon ist eine überwältigende Mehrheit von 95 Prozent überzeugt. Dieser Ansicht sind vor allem Investoren aus Asien (83 Prozent) und Europa (78 Prozent), wohingegen lediglich 42 Prozent der Investoren aus den USA diese Meinung teilen. Doch die Unterschiede sind nicht nur regional: Während 86 Prozent der Finanzvermittler demografischen Wandel bereits in ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen, trifft dies auf lediglich 69 Prozent der institutionellen Anleger zu. Haupttrends: technologische Disruption und alternde Bevölkerung Der Bereich, der die Asset-Allokation am stärksten prägt, ist die beschleunigte Entwicklung digitaler und neuer Technologien. Diese Aussage trafen 95 Prozent der Befragten. Einen nicht minder wichtigen Einflussfaktor stellt die alternde Bevölkerung dar: Dieser Megatrend veranlasst 91 Prozent der Anleger, ihre Investmentstrategien anzupassen, dicht gefolgt von Veränderungen im Konsumentenverhalten (89 Prozent) und dem Bevölkerungswachstum in den Schwellenländern (86 Prozent).
Diese Überzeugungen spiegeln sich auch in den Sektoren wider, die die Befragten im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel als spannend betrachten. So zählen 91 Prozent der Investoren den Gesundheitssektor zu einem der attraktivsten Anlagebereiche, dicht gefolgt von Technologie (84 Prozent). Als weitere vielversprechende Sektoren nennen die Investoren Energie (67 Prozent), den Agrar- und Ernährungssektor (63 Prozent), Freizeit und Tourismus (60 Prozent) sowie Immobilien (59 Prozent).
Dabei gibt es auch bei den Sektoren gravierende regionale Unterschiede zwischen den Ansichten der Investoren. So spielt der Gesundheitssektor nach Meinung der Befragten aus Europa und Asien eine bedeutende Rolle (jeweils 95 Prozent), Investoren in den USA messen ihm dagegen ein geringeres Gewicht bei (75 Prozent). Befragte in Asien stechen dadurch hervor, dass sie Technologie, Telekommunikation und IT für am relevantesten halten – das sagen 93 Prozent der Investoren. Zum Vergleich: In Europa traf dies auf 81 Prozent und in den USA auf 75 Prozent zu. Auch sieht mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Investoren in Asien das Bevölkerungswachstum in den Schwellenländern als einen „extrem wichtigen“ Faktor bei der Asset-Allokation. In Europa und den USA teilen lediglich 21 Prozent beziehungsweise 15 Prozent der Befragten diese Meinung. In den USA dagegen erwarten 30 Prozent der Investoren, dass das Thema Diversität und Gleichstellung an Bedeutung gewinnt – im Vergleich zu 24 Prozent in Asien und 17 Prozent in Europa.
Aktien und Infrastruktur profitieren
BNPP AM wollte zudem wissen: Welche Anlageklassen werden nach Meinung der Investoren angesichts des demografischen Wandels interessant? Nach Ansicht institutioneller Investoren dürften fast gleichermaßen Aktien (52 Prozent), Immobilien (50 Prozent) und Infrastruktur (47 Prozent) von Zuflüssen profitieren. Finanzberater und Vermittler sind dagegen von thematischen Investments besonders überzeugt. 63 Prozent der Befragten aus dem intermediären Bereich glauben, dass demografischer Wandel dieser Assetklasse besonders zugutekommt. Ähnlich wie institutionelle Investoren sind Intermediäre zudem der Ansicht, dass neben Themeninvestments auch Aktien (53 Prozent) und Infrastruktur (47 Prozent) zu den Nutznießern gehören werden. Entsprechend zeigen die Ergebnisse, dass ein Großteil der Investoren ihre Allokation anpassen will – dies gilt unabhängig von der Region und betrifft aktiv gemanagte und passive Strategien gleichermaßen.
Mehr Chancen als Risiken
Investoren sehen demografischen Wandel mehrheitlich als Anlagechance – 58 Prozent der Befragten vertreten diesen Standpunkt. Insgesamt 20 Prozent der Investoren blicken dagegen mit Besorgnis auf den demografischen Wandel und betrachten ihn als Risiko. Dabei ist die Einstellung gegenüber den Chancen, den der Megatrend für Investoren bietet, in Asien am positivsten: 60 Prozent stimmen der Aussage zu, dass der demografische Wandel in den kommenden zehn Jahren eher Möglichkeiten denn Risiken für ihre Portfolios und die ihrer Kunden mit sich bringt. Gleichzeitig ist hier aber auch der größte Anteil skeptisch (23 Prozent). Zwar sind europäische Investoren mit ihrem Optimismus in Hinblick auf die Chancen des demografischen Wandels für ihre Portfolios zurückhaltender als die US-Amerikaner (57 Prozent in Europa gegenüber 58 Prozent in den USA), wobei 32 Prozent der Investoren aus den USA fest von den Chancen überzeugt sind – im Vergleich zu 21 Prozent in Europa und 20 Prozent in Asien. Jedoch verzeichnet Europa mit 18 Prozent auch den geringsten Anteil jener Anleger, die den demografischen Wandel als Risiko sehen – gegenüber 22 Prozent in den USA und 23 Prozent in Asien.
Dies schlägt sich in einem gemischten Bild in Bezug auf die Erhöhung beziehungsweise Reduzierung der Risiken im Portfolio nieder: Insgesamt wollen 46 Prozent der Befragten die Risiken in ihren Portfolios sowohl verringern als auch erhöhen. Dabei fällt auf: Investoren in Asien tendieren zur Senkung der Risikokennzahlen in ihren Investments (39 Prozent), wohingegen der Anteil jener, die Risiken erhöhen wollen, bei Null liegt. Ein signifikanter Anteil von jeweils 17 Prozent der Anleger in den USA und Europa plant dagegen eine Erhöhung der Investitionsrisiken in den nächsten fünf oder mehr Jahren ein.
„Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung demografischen und gesellschaftlichen Wandels und ihre weitreichenden Folgen für die Geldanlage“, sagt Hagen Schremmer, CEO BNP Paribas Asset Management Deutschland. „Sie zeigen zudem, wie sehr demografische Verschiebungen und Überlegungen bei der Asset-Allokation mit der immer schnelleren technologischen Entwicklung und der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeit verknüpft sind. Dies erfordert eine grundsätzliche Umschichtung von Kapital. Die Investmentbranche wird sich grundlegend wandeln müssen – nur so können wir Themen wie die Finanzierung der Rentenlücke, den Übergang vom Vermögensaufbau zum Vermögenserhalt unter Berücksichtigung der Risikopräferenzen der Kunden, oder eine digitalere Art des Investierens in Angriff nehmen. Dies ist zwar mit Herausforderungen verbunden, schafft aber auch neue Chancen. Indem wir jene Sektoren identifizieren, die diese Herausforderungen lösen können, und geeignete Strategien entwickeln, können wir uns langfristige Investmentmöglichkeiten eröffnen. Bei BNP Paribas Asset Management sehen wir bereits eine Verlagerung hin zu thematischen Investments: Unsere Kunden suchen nach Lösungen für Herausforderungen und nutzen dazu langfristige Trends im Rahmen einer diversifizierten Anlagestrategie.“