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Auf die Mischung achten

September 2023
Weshalb es derzeit ein chancenreiches Wechselspiel mit Technologie- und Qualitätsdividenden-Unternehmen gibt, erklärt Philippe Gehrig, Fisch Asset Management.
Fisch Asset Management
Philippe Gehrig, Fisch Asset Management

Die US-Technologieaktien des Nasdaq 100 sind 2023 besonders renditestark. Die Wertsteigerung betrug im ersten Halbjahr insgesamt rund 39 Prozent, was einer deutlichen Mehrrendite gegenüber dem Gesamtmarkt entspricht. Es war das beste erste Halbjahr in der Geschichte des Nasdaq. Substanzfokussierte Qualitäts-Dividenden-Aktien erzielten im Vergleichszeitraum nur rund sechs Prozent. Dies erstaunt nicht: Historisch weisen beide Stile – um das Marktbeta bereinigt – eine negative Korrelation auf. Diese Eigenschaft kann genutzt werden, um ein langfristig diversifiziertes Aktienportfolio aufzubauen.

Technologie-Unternehmen verfügen oft über Eigenschaften wie Innovation, Disruptionspotenzial und schnelles Wachstum. Häufig sind es euphorische Zukunftserwartungen der Investoren, welche die Preise ansteigen lassen. Nicht verwunderlich also, dass der Technologie-Sektor in den vergangenen 35 Jahren mit über 10.000 Prozent die mit Abstand höchste Gesamtrendite aller großen Anlage-Aggregate erzielte. Gleichzeitig gab es auch Phasen mit massiven Verlusten von teils über 80 Prozent. Diese erforderten eine extreme Risikotoleranz bei den Anlegern, um nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu verkaufen. Generell neigen die Aktienkurse von Technologie-Unternehmen zu hoher Volatilität und können bei einer Verschlechterung des Marktumfelds sehr schnell beträchtliche Verluste erleiden.

Hingegen verfügen Qualitäts-Dividenden-Unternehmen in der Regel über eine solide finanzielle Basis, konsistente Erträge als Grundlage zuverlässiger Dividendenrenditen und verhaltenes, aber langfristiges Wachstum. Ein bekanntes Beispiel sind die sogenannten Dividendenaristokraten – Unternehmen, die ihre Dividendenausschüttungen pro Aktie 25 Jahre oder sogar länger kontinuierlich erhöht haben. Diese Unternehmen weisen eine geringe Volatilität auf und leiden entsprechend auch weniger in Abwärtsmärkten. Der maximale Verlust in den vergangenen 35 Jahren liegt im Gegensatz zum vorherigen Beispiel nur bei unter 50 Prozent. Ebenfalls interessant: Markteintrittsbarrieren und damit eine höhere Preissetzungsmacht versetzt Qualitäts-Dividenden-Unternehmen in die Lage, Inflationsdruck an ihre Kunden weiterzugeben. Der Wermutstropfen für den Anleger ist, dass die Langfristigkeit des Geschäftsmodells in starken Marktphasen das Aufwärtspotenzial reduziert – wie im ersten Halbjahr 2023.

Durch diese strukturellen Unterschiede ergibt sich nicht nur in diesem Jahr, sondern auch langfristig nach Abzug des Marktbetas die erwähnte negative Korrelation zwischen beiden Anlagestilen. Eine auf diesen Unterschieden aufbauende Strategie kann ihre Vorteile in unterschiedlichen Marktphasen ausspielen. Wenn die Liquidität an den Finanzmärkten steigt, stützt diese die wirtschaftliche Aktivität. Dadurch rücken Wachstums- und Technologieunternehmen in den Anlegerfokus. Sinkt die Liquidität hingegen, dann steigt das Sicherheitsbedürfnis. In der Folge stehen Substanz- und Qualitäts-Dividendenunternehmen im Vordergrund. Technologie-Aktien fungieren im Regelfall als Renditetreiber bei konjunktureller Expansion, während Qualitäts-Dividenden-Aktien sich vergleichsweise weniger volatil bei Kontraktion verhalten.

Schon ein passiver Buy-and-Hold-Ansatz kann gute Ergebnisse zeigen, da beide Stile langfristig eine Outperformance gegenüber dem breiten Markt erzielen. Eine weitaus effizientere Strategie ist allerdings in der Regel eine aktive Steuerung beider Bausteine. Die Voraussetzung für das Funktionieren dieses Ansatzes ist die frühzeitige Erkennung des jeweiligen Anlageumfelds und damit der Wechsel der Stilrichtung abhängig vom Liquiditäts- und Wirtschaftszyklus. Die Zyklusposition kann mit Liquiditäts-Frühindikatoren indikativ bestimmt werden.

Durch die rechtzeitige Umschichtung zwischen Technologie- und Qualitäts-Dividenden-Aktien können die Vorteile beider Stile kombiniert werden, um in Wachstumsphasen zu profitieren und in Kontraktionsphasen defensiv positioniert zu sein. Unter Liquidität verstehen wir hier die Summe aller Geldmengenaggregate, die dem Markt in Form von Finanzierung und Krediten zur Verfügung stehen.

Im ersten Halbjahr 2023 zeigte sich ein erstaunlich stabiler Aufwärtstrend an den Aktienmärkten. Vor allem große Technologieunternehmen haben Kurssprünge erlebt. Eine restriktive Geldpolitik reduziert die Liquidität am Markt und ist zunehmend ein negativer Faktor für das wirtschaftliche Umfeld. Folgerichtig dürften Qualitäts-Dividenden-Titel anstatt Technologieaktien in den Fokus rücken. Es gilt, die entsprechenden Indikatoren im Auge zu behalten. Wir rechnen damit, dass sich dies auch dieses Mal auszahlen wird.