Die Anleiherenditen weltweit sind deutlich gestiegen und der Druck auf Risikoanlagen nimmt zu, erläutert Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Eine Rezession in den USA hält er für wahrscheinlicher als eine sanfte Landung, wie er in seinem Marktkommentar betont.
Der Ausverkauf am globalen Aktienmarkt setzte sich in der vergangenen Woche fort. Das führte dazu, dass die Renditen 30-jähriger US-Staatsanleihen auf 5 Prozent stiegen – ein Plus von mehr als 100 Basispunkten seit Ende Juni. Das Ausmaß dieser Neubewertung ist auch bei anderen langfristigen Vermögenswerten zu spüren. Aktien und Unternehmensanleihen stehen unter Druck. Zum Teil müssen Risikoanlagen mit wesentlich höheren Abzinsungssätzen für künftige Cashflows rechnen.
Ein weiterer Zinsanstieg könnte zu einer Selbstkorrektur führen. Wir sind der Ansicht, dass der Anstieg der Renditen vorerst weit genug gegangen sein und eine Konsolidierungsphase bevorstehen könnte. Für einen strukturell optimistischeren Blick auf US-Anleihen ist die Aussicht auf niedrigere Zinsen erforderlich. Die 10-jährigen Renditen könnten sich aber wieder in Richtung 4,5 Prozent bewegen, falls sich Wachstumssorgen einstellen sollten.
Vorerst bleibt die Wirtschaftstätigkeit relativ robust. Das zeigen Umfragen zur Stimmung der Unternehmen und ein Wiederanstieg der Zahl der offenen Stellen.
Jüngst gab es in den Vereinigten Staaten Diskussionen über Wohnungsmangel in der Region Connecticut und eine zu geringe Anzahl zum Verkauf stehender Neuwagen in Minnesota. Interessant ist, dass solche Themen nach wie vor weitaus präsenter sind als Sorgen über steigende Kreditkartenrechnungen oder Befürchtungen einer Konjunkturabschwächung. Die Stimmung kann jedoch schnell umschlagen, wie wir im März dieses Jahres gesehen haben.
Aus der soliden Konjunktur zu schließen, dass die Straffung der Geldpolitik keine Wirkung zeigt, ist aus unserer Sicht jedoch falsch. Vielmehr verzögert sich ihre Wirkung weiterhin. Sie wird aber dennoch eintreten.
Die Inflationsdaten könnten derweil aufgrund des jüngsten Anstiegs der Ölpreise nach oben tendieren. Wir sind aber verhalten optimistisch, dass sich die Teuerung bei den Kerngütern und -dienstleistungen weiter verlangsamen könnte.
Da ein Shutdown in den USA und damit ein Stillstand der Regierungsgeschäfte abgewendet wurde, werden wir in diesem Monat zumindest Wirtschaftsdaten zur Analyse erhalten. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die Anzeichen für eine Verlangsamung der Konjunktur mit der Zeit deutlicher werden.
Es scheint, als hätten viele Anleger im Sommer auf eine sanfte Landung gesetzt. Eine Analyse vergangener Zyklen deutet aber weiterhin darauf hin, dass eine Rezession ein wahrscheinlicheres Szenario ist. Wir sind der Meinung, dass Geldpolitik nicht linear funktioniert. Zinsanhebungen ausgehend von den derzeitigen Niveaus könnten viel größere Auswirkungen haben als zu Beginn des Zinserhöhungszyklus.
Diese Analyse legt nahe, dass eine Stabilisierung der Zinssätze wahrscheinlich vor einer Stabilisierung bei Risikoanlagen auftritt. Vor diesem Hintergrund halten wir es noch für verfrüht, Kreditabsicherungen zu entfernen.
Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, die Duration langsam zu erhöhen, wenn die Renditen weiter steigen. Die Trends, die die US-Renditen antreiben, haben auch den US-Dollar weiter aufwerten lassen. Wir sind der Meinung, dass der Greenback vorerst stark bleibt.
Es kann schwierig sein, Wendepunkte an den Märkten zu erkennen. Wir haben aber das Gefühl, dass die Zinsen einen solchen Punkt erreichen könnten. Dieses wird durch die Tatsache verstärkt, dass sich der Schmerz über die höheren Zinsen nun ausbreitet. Das Unbehagen der Anleger hat zugenommen und der Stress nimmt zu.