Die Inflationsrate hält sich hartnäckig bei über sechs Prozent. Der Kostendruck bleibt spürbar groß, ebenso die Unsicherheit, wie es künftig weitergehen wird. Da verwundert es nicht, dass die Deutschen ihr Geld sicher zusammenhalten und jederzeit Zugriff darauf behalten wollen, um für mögliche finanzielle Rückschläge gewappnet zu sein. So lassen sich die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Digitalbank Openbank vom Juni 2023 interpretieren. Denn für jeden zweiten Erwachsenen im Land steht die Sicherheit der Geldanlage an erster Stelle. Als zweitwichtigstes wird die Flexibilität (36 Prozent) und erst danach die Rendite (28 Prozent) genannt.
Wo legen die Menschen das Geld an? 39 Prozent der Befragten setzen ausschließlich auf das Girokonto und treffen damit eine denkbar schlechte Wahl. Als Basis für den alltäglichen Zahlungsverkehr bietet es die gewünschte Sicherheit und Flexibilität, beides aber zu einem hohen Preis. Denn Kreditinstitute gewähren hier gewöhnlich keine Verzinsung, sondern verlangen vielmehr Gebühren. Entscheidender ist aber gerade in diesen Zeiten etwas anderes: der Kaufkraftverlust.
Zur Veranschaulichung folgendes Beispiel: Eine Geldsumme von 20.000 Euro verliert auf einem Girokonto bei einer Inflationsrate von sechs Prozent nach einem Jahr über 1.000 Euro an Kaufkraft. Anders ausgedrückt: Auf dem Kontoauszug steht die Geldsumme in unveränderter Höhe, ihre reale Kaufkraft beträgt aber nur noch 18.867,92 Euro. Bei einer angenommen geringeren Inflationsrate von jährlich drei Prozent über drei Jahre verringert sich die Kaufkraft des Geldbetrags sogar um fast 1.700 Euro.
Kapital bedarfsgerecht diversifizieren
Dieses Thema ist wahrlich nicht neu. Aber den meisten „Girokonto-Sparern“ dürfte es nicht bewusst sein oder sie blenden es mangels Alternativen aus. Doch es gibt einen praktikablen Ausweg, auf dem alle drei eingangs genannten Bedürfnisse erfüllt werden können: Das Kapital muss diversifiziert, also zum Beispiel auf drei „Töpfe“ verteilt werden. Der erste ist das geschätzte Girokonto. Hier wird aber nur so viel Geld geparkt, damit der persönliche Alltag finanziert werden kann und das Konto auch bei kleineren Ausgaben nicht gleich in den roten Bereich kippt, um die hohen Dispozinsen zu vermeiden.
In den zweiten „Topf“ kommt der eigentliche Kapitalpuffer für den Fall, dass plötzliche Ereignisse größere Geldausgaben verursachen. Hierfür eignen sich Tagesgeldkonten, die ebenfalls täglich Zugriff auf das Kapital ermöglichen, gleichzeitig aber Zinsen von inzwischen bis zu drei Prozent pro Jahr ermöglichen. Oder man entscheidet sich für sogenannte Flexgeldkonten. Bei dieser Mischung aus Tages- und Festgeldkonto, behält der Sparer ebenfalls jederzeit Zugriff auf das Kapital, legt es aber verzinst für einen bestimmten Zeitraum an. Beide Varianten bieten dieselbe Sicherheit und Flexibilität, verringern aber durch den Guthabenzins ein Stück weit den Kaufkraftverlust.
Auf dem dritten Topf sollte „Rendite“ draufstehen. Denn hier steckt jetzt nur noch das Kapital drin, mit dem Vermögen gebildet werden soll. Sofern hierfür mehr als fünf Jahre zur Verfügung stehen, sollten breit investierende Aktienfonds die Hauptrolle spielen. Denn ein tatsächlicher (realer) Vermögenszuwachs gelingt nur, wenn die Wertentwicklung des Fonds höher ausfällt als die durchschnittliche Inflationsrate in dem betreffenden Zeitraum.