Sechs Asset Manager mit einem verwalteten Vermögen von 4,5 Billionen Euro – Allianz Global Investors, Amundi, Candriam, Columbia Threadneedle Investments, Legal & General Investment Management (LGIM) und Sycomore Asset Management – haben die ‚30% Club Germany Investor Group‘ gegründet. Der deutsche Ableger der internationalen 30%-Club-Initiative bietet Investoren die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam aktiv zu werden, um Fortschritte bei der Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland zu erreichen. Ziel ist es, auf DAX40- und MDAX-Unternehmen einzuwirken, um die Gleichstellung von Frauen und Männern auf den oberen Entscheidungsebenen – speziell Vorstand und Aufsichtsrat – sowie in den Unternehmen insgesamt zu fördern. Konkret erwartet die Gruppe und wirkt darauf hin, dass die DAX40-Unternehmen bis 2030 mindestens 30% der Vorstandssitze mit Frauen besetzen. In ihrem Gründungsjahr wird die Initiative gemeinsam von Allianz Global Investors und Amundi geleitet.
„Wir beobachten nach wie vor einen bemerkenswerten Mangel an Vielfalt in den Vorstandsetagen deutscher börsennotierter Unternehmen. Während fast 40 Prozent der Aufsichtsräte der DAX40-Unternehmen weiblich sind, liegt der Frauenanteil in den Vorständen bei nur 22 Prozent, und nur ein Unternehmen hat eine Vorstandsvorsitzende. Im MDAX ist der Frauenanteil in den Führungsetagen noch geringer: Nur 15,6% der Vorstände sind weiblich, und fast die Hälfte aller Vorstände besteht nur aus Männern. Die Initiative des 30% Club Deutschland ist daher dringend notwendig“, erklärt Antje Stobbe, Head of Stewardship bei Allianz Global Investors, und ergänzt: „Bundesweit ist der Anteil von Frauen in der ersten und zweiten Führungsebene deutlich geringer als im Durchschnitt der Belegschaft, Dies zeigt, dass es weiterhin eine ‚gläserne Decke‘ gibt, die Frauen daran hindert, Spitzenpositionen zu erreichen.“
„Die Förderung von Geschlechtervielfalt unter den Beschäftigten, im Management und in den Aufsichtsräten ist wichtig für das Geschäft und die Gesamtwirtschaft. Als Treuhänder sind wir dafür verantwortlich, die Effektivität der Unternehmensführung derjenigen Firmen zu bewerten, in die wir investieren. Das Bewusstsein über die Bedeutung kognitiver Vielfalt spielt dabei eine wichtige Rolle“, sagt Caroline le Meaux, Global Head of ESG Research, Engagement and Voting bei Amundi.
Die Initiative startet vor dem Hintergrund des Zweiten Führungspositions-gesetzes (FüPoG II) in Deutschland. Damit werden Unternehmen dazu verpflichtet, mindestens eine Frau in den Vorstand zu berufen. „Durch das Gesetz wird sich der Frauenanteil in den Vorständen erhöhen, die Umsetzung dürfte aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Daher halten wir es für wichtig, unsere Stimme als Investoren zu erheben. Der 30% Club spielt eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung für die Vorteile der Vielfalt. Deshalb sind die im 30% Club Deutschland aktiven Firmen auch bereits Mitglied in anderen 30% Clubs, etwa in Frankreich“, fügt Caroline le Meaux hinzu.
In diesem Zusammenhang ist bedeutsam, dass das FüPoG II nicht alle im DAX notierten Unternehmen betrifft. Vielmehr gilt es nur für paritätisch mitbestimmte börsennotierte Unternehmen, deren Vorstände aus mehr als drei Mitgliedern bestehen. Damit ist es derzeit für ein Viertel der DAX40- und 57% der MDAX-Firmen nicht relevant.
EHRGEIZIGE ZIELE
„Das Ziel, bis 2030 einen Frauenanteil von mindestens 30% in den DAX40-Vorständen zu erreichen, ist sicherlich ambitioniert“, ergänzt Dr. Antje Stobbe. „Aber: 30% ist ein Wert, bei dem eine kritische Masse erreicht wird und die Beiträge einer Minderheit in der Regel Gehör und Wertschätzung finden, was sich auf die Dynamik von Führungsentscheidungen auswirkt. Wir ermutigen Unternehmen, die Gelegenheit zu nutzen, auch den Frauen-anteil in operativen Funktionen zu erhöhen, wo sie oft unterrepräsentiert sind. Eine stärkere Beteiligung von Frauen auf Vorstandsebene hat in diesem Zusammenhang eine wichtige Signalfunktion für nachgelagerte Führungsebenen.“
Der 30% Club wird das Gespräch mit Vorsitzenden von Aufsichtsräten und Vorständen (CEOs) sowie mit Personalverantwortlichen suchen und Unternehmen dazu ermutigen, eine interne Pipeline an weiblichen Talenten aufzubauen. Verantwortliche werden sich kritische Fragen stellen lassen müssen, wenn es Anzeichen für ein Versagen von Nominierungsprozessen im Hinblick auf die Vielfalt in der Unternehmensführung gibt.
„Der 30% Club Deutschland ermöglicht es Investoren, Erfahrungen auszutauschen, voneinander zu lernen und zusammenzuarbeiten, um das wichtige Thema Geschlechtervielfalt in Unternehmen anzusprechen – sowohl auf Vorstandsebene als auch in der gesamten Belegschaft. Gemeinsam fordern wir die Unternehmen auf, an den unsichtbaren Hürden zu arbeiten, die einen Fortschritt behindern“, sagt Sabrina Sanz, Senior ESG Analyst bei Amundi, und fügt hinzu: „Wir werden uns einsetzen für mehr Transparenz hinsichtlich des Fortschritts im mittleren und höheren Management und der Nominierungsprozesse auf Vorstandsebene sowie mit Blick auf geschlechtsspezifische Lohngefälle (Gender Pay Gap), Vaterschaftsurlaub und eine familienfreundliche Unternehmenspolitik. Sicherlich haben wir in den letzten Jahren Verbesserungen gesehen und wir erkennen die bisherigen Anstrengungen der Unternehmen an. Das Tempo der Veränderungen muss sich allerdings erhöhen.“