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KI-Hype: Die Gewinner von morgen selektieren

Juni 2024
Um von dem erheblichen Transformationspotenzial der Künstlichen Intelligenz profitieren zu können, ist eine langfristige Perspektive erforderlich, erklärt Brian Barbetta, Wellington Management.
Wellington Management
Brian Barbetta, Wellington Management

Künstliche Intelligenz (KI) dürfte bestimmte Branchen innerhalb der nächsten fünf Jahre regelrecht umwälzen. Das stellt Anleger jetzt vor die drängende Frage: Wie können wir über den KI-Hype hinausblicken und Unternehmen erkennen, die das Potenzial mit den richtigen Geschäftsmodellen nutzen? Laut Branchenanalyst Brian Barbetta vom Vermögensverwalter Wellington Management entscheiden aus Anlegersicht vor allem zwei Aspekte über Erfolg oder Misserfolg: Disziplin und Konzentration auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren.

„Um von dem erheblichen Transformationspotenzial der KI profitieren zu können, ist eine langfristige Perspektive erforderlich, die auf einer gründlichen Analyse beruht, um die vielversprechendsten sich entwickelnden Anlagechancen zu identifizieren und kurzfristige Risiken inmitten des Hypes zu vermeiden“, erklärt Barbetta in seinem jüngsten Branchenkommentar.

Um KI-Gewinner zu ermitteln, sind fundierte Analysen, langfristiges Denken und Geduld entscheidend. Das Ziel: zu beurteilen, ob die wirtschaftlichen Auswirkungen der Technologie der Marktkapitalisierung der Anlagechance entsprechen. Angesichts der rasanten Entwicklung der KI müssen Anleger die langfristigen Auswirkungen im Hinblick auf technologische Umwälzungen und geopolitische Entwicklungen sowie den beträchtlichen Spielraum für Beschäftigungswachstum in bestimmten Bereichen wie etwa Forschung und Entwicklung berücksichtigen.“

Im nachfolgenden ausführlichen Kommentar lesen Sie unter anderem, welches Missverständnis der Wellington-Experte beim Thema KI und seinen möglichen Folgen für den Arbeitsmarkt sieht, welche Sektoren seiner Meinung nach am stärksten profitieren und wie ein fokussierter Investmentprozess aussehen könnte:

POTENZIAL VOLL AUSSCHÖPFEN

Das Transformationspotenzial der generativen KI darf für die Gesellschaft nicht unterschätzt werden. Sie führt schon heute zu Produktivitätssteigerungen und radikalen geschäftlichen Umwälzungen in zahlreichen Industriezweigen. Große Sprachmodelle können unsere nächsten Worte vorhersagen, und Computer werden bei vielen schriftlichen Aufgaben immer präziser. Die Folgen für die Arbeitnehmer sind weitreichend, da diese Technologie allmählich in der Lage ist, den Menschen bei bestimmten Aufgaben zu übertreffen. Ebenso bedeutsam sind aber auch die Chancen, die diese Entwicklung für Anleger bietet. Wir gehen davon aus, dass KI in den nächsten fünf Jahren innerhalb von Branchen zu starken Umwälzungen führen wird, vor allem im Medien- und Softwaresektor, aber auch im Gesundheitswesen, im Einzelhandel, im Baugewerbe, im Immobiliensektor, in der Automobilindustrie und im Transportwesen, um nur einige zu nennen.

Wie können Anleger Unternehmen finden, die über die richtigen Geschäftsmodelle verfügen, um von diesem Potenzial zu profitieren? Wir glauben, dass Disziplin und die Konzentration auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren entscheidend sind.

Investitionen in die Zukunft der KI erfordern einen klaren Prozess. Unser KI-orientiertes Investmentmodell ist auf drei Schwerpunkte ausgerichtet:

+ Wegbereiter: Unternehmen auf der Basisebene, z.B. Hersteller zentraler Infrastruktur- und Hardware-Elemente, die KI durch die Entwicklung von Halbleiterchips und Grundlagenmodellen ermöglichen. Wir sind der Meinung, dass einige der offensichtlichsten Gewinner auf dieser Basisebene zu finden sind – speziell, wenn sie in der Lage sind, Hardware-Engpässe zu überwinden, um die Preisgestaltung und das Umsatzwachstum voranzutreiben.

+ Cloud-Dienste: Unternehmen wie Anbieter von Cloud-Diensten, die den Code ausführen, und Firmen, die die Tools entwickeln, die Unternehmen für den Einsatz von KI benötigen. Wir sehen in diesem Segment einige interessante Anlagemöglichkeiten, da die Unternehmen aufgrund ihrer Größe beginnen, nachhaltige Wettbewerbsvorteile aufzubauen, und auch von ihrem Zugang zu der Hardware und den Modellen profitieren, auf denen KI aufbaut.

+ Anwendungen: Digitale Assistenten und Software zur Steigerung der Produktivität und zur Unterhaltung. Für diese Unternehmen ergeben sich Chancen durch den Einsatz generativer KI, um ihren Kunden neue Lösungen anzubieten, ihre individuellen Märkte zu erweitern und die Verbraucherausgaben anzukurbeln.

LANGFRISTIGE PERSPEKTIVEN

Ein solcher fokussierter Ansatz kann Anlegern dabei helfen, über den Hype hinauszublicken, der sich unweigerlich um den Bereich der künstlichen Intelligenz entwickelt hat. Wie versuchen wir, diesen Hype zu vermeiden? Indem wir prüfen, ob die wirtschaftlichen Auswirkungen der Technologie, in die wir investieren, der Marktkapitalisierung der erwarteten Chancen entsprechen.

Anleger sollten auch die Governance- und Regulierungsprobleme berücksichtigen, die sich aus dem immer breiteren Einsatz von KI ergeben können. Diese könnten sich auf den Schaden beziehen, den KI in Form von Malware, Influencer-Kampagnen und Fehlinformationen anrichten kann, oder auch auf die sozialen Auswirkungen, die sich ergeben, wenn KI menschliche Interaktionen ersetzt oder bessere Ergebnisse liefert als große Teile der Erwerbsbevölkerung. Darüber hinaus gibt es immer mehr Möglichkeiten für KI, geopolitische Entwicklungen zu beeinflussen. Technologische Störungen könnten sich über eine Zunahme von Hackerangriffen, den Einsatz von KI in militärischen Anwendungen und den Zugang zu Hardware bemerkbar machen.

Eine Auswirkung der KI, bei der es meiner Meinung nach einige Missverständnisse gibt, betrifft die Folgen für den Arbeitsmarkt. Meiner Meinung nach wird die Technologie unter dem Strich nicht für den künftigen Verlust von Arbeitsplätzen verantwortlich sein. Einige Formen von Arbeit dürften zwar hierdurch ersetzt werden, die Unternehmen werden aber auch ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöhen. Dadurch entstehen Produkte und Dienstleistungen, die es sonst vielleicht nie gegeben hätte, was wiederum zu Beschäftigungswachstum in neuen Bereichen führt.

In der Zwischenzeit ist Geduld gefragt. Ich denke, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis sich sowohl auf den öffentlichen als auch auf den privaten Märkten nachhaltige Anlagechancen ergeben. Aber wenn sie auftreten, dann werden sie sich schnell und über einen längeren Zeitraum hinweg verstärken. Ein Beispiel dafür sind die ‚glorreichen Sieben‘ der Technologiebranche, die noch vor wenigen Jahren aufgrund ihrer Wachstumsperspektiven teilweise zu günstigen Bewertungen gehandelt wurden. Technologieunternehmen sind der Sektor, der am ehesten von der weiteren Entwicklung der KI profitieren wird. Am meisten profitieren werden schlussendlich aber die Unternehmen, die in der Lage sind, die Technologie am breitesten einzusetzen.

Unsere wichtigste Erkenntnis für Anleger? Um von dem erheblichen Transformationspotenzial der KI profitieren zu können, ist eine langfristige Perspektive erforderlich, die auf einer gründlichen Analyse beruht, um die vielversprechendsten sich entwickelnden Anlagechancen zu identifizieren und kurzfristige Risiken inmitten des Hypes zu vermeiden.