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Kommt die Volatilität zurück?

Juni 2024
Die Marktschwankungen halten sich seit Jahresbeginn stark in Grenzen. Thomas Grüner, Grüner Fisher, hat sich die Entwicklung näher angesehen.
Grüner Fisher
Thomas Grüner, Grüner Fisher

Im laufenden Börsenjahr ist die Volatilität bis heute ungewöhnlich gering. „Bisher verzeichnete der MSCI World Index zehn Tagesschwankungen von mehr als einem Prozent nach oben oder unten, was nur 8,8 Prozent der Handelstage in diesem Zeitraum entspricht. Der Durchschnitt seit dem Jahr 1980 liegt mit 17,9 Prozent rund doppelt so hoch. Größere Tagesschwankungen von zwei Prozent oder mehr traten im globalen Aktienmarkt bisher nicht auf, der größte Kursrücksetzer verursachte einen temporären Rückgang von lediglich 5,1 Prozent im April“, erläutert Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments.

Angesichts dieses friedlichen Zahlenwerks würden die Anleger allmählich bemerken, dass die Volatilität fehle. Einige argumentierten, dass sie versteckt ablaufe und einzelne Aktien sehr wohl überdurchschnittlich schwanken, sich diese Bewegungen allerdings auf Indexebene wieder ausgleiche. Andere würden diese „Ruhe“ mit großer Sorge sehen und feststellen, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis die Volatilität wieder mit Macht zuschlage.

„Volatilität lässt sich nicht kurzfristig vorhersagen und Zeiten mit geringer Volatilität ziehen keine Zeiten mit hoher Volatilität nach sich. Timing-Versuche haben somit eine geringe Aussicht auf Erfolg. Weitaus sinnvoller ist es unserer Meinung nach, sich in ruhigen Phasen mental auf eine höhere Volatilität vorzubereiten – die am Aktienmarkt nichts anderes bedeutet als Normalität“, so Grüner. Die Märkte erschienen oft riskanter, wenn sie heftig schwanken, was zu emotionalen Reaktionen führe und Aktionismus hervorrufe. Tendenziell sei es jedoch kontraproduktiv, auf vergangene Kursbewegungen zu reagieren. Sofern sich kein eindeutiger Bärenmarkt entwickele, ist es in der Regel am klügsten, kurzfristige Kursrückgänge einfach auszuhalten. „Betrachten Sie die anhaltende Volatilität als den Preis, den Sie für die überlegene Rendite der Aktienmärkte zahlen müssen. Mehr Volatilität ist dabei nicht gleichzusetzen mit ‚mehr Risiko‘ – im Gegenteil, Aktien können maßgeblich dazu beitragen, Ihre langfristigen finanziellen Ziele zu erreichen“, sagt Grüner.

BULLENMÄRKTE AUSNUTZEN

„Dies mag ein schwacher Trost sein, wenn Ihr Portfolio tatsächlich in eine schwierige Phase gerät. Aber die Volatilität sagt nichts über das Ende eines Bullenmarktes oder den Beginn eines Bärenmarktes aus“, betont Grüner. Letztere beginne ohnehin selten mit einem „Knall“. Beim erfolgreichen Investieren gehe es nicht um das Timing kurzfristiger Schwankungen. Es gehe vielmehr darum, dass man sehr viel öfter Aktien besitzt, als an der Seitenlinie zu stehen – nur so könnten Bullenmärkte wirklich ausgenutzt werden.

Aktien wiesen in Bullenmärkten im Allgemeinen eine positive Volatilität auf. „Die langfristigen Renditen des S&P 500 liegen bei etwa zehn Prozent jährlich, Bärenmärkte miteingeschlossen. Aktien steigen dabei in drei Viertel der Kalenderjahre an. Betrachtet man nur die Bullenmärkte, so steigt der S&P 500 im Durchschnitt 23 Prozent auf Jahresbasis“, erklärt Grüner. Das bedeute, dass die Volatilität per Definition viel häufiger zu Ihren Gunsten ausfällt als umgekehrt.

An den Aktienmärkten könne es jederzeit zu unverhoffter Volatilität kommen. Das Ziel sollte nicht darin bestehen, sie perfekt zu timen, sondern sie als normal zu akzeptieren und sich emotional zu wappnen. „Halten Sie sich tendenziell von Finanznachrichten fern, wenn die Emotionen wieder einmal hochkochen. Suchen Sie sich eine gesunde Ablenkung von der Unruhe rund um die Aktienmärkte – und Sie werden feststellen, dass es unglaublich einfach sein kann, erfolgreich mit der Volatilität am Aktienmarkt umzugehen“, empfiehlt Grüner.