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Machtkampf in Frankreich?

Juli 2024
Nach den Parlamentswahlen in Frankreich kommentiert Alex Everett, Investment Manager bei abrdn, die Ergebnisse und die Auswirkungen der Wahl.
abrdn
Alex Everett, abrdn

Die Märkte wurden von einer großen Erleichterung in Frankreich getragen, nachdem Le Pens Rassemblement National die ersehnte absolute Mehrheit verpasst hat. Durch das überraschende Abschneiden des Linksbündnisses Nouveau Front Populaire führt dies zu einem unübersichtlichen Machtkampf in Frankreich, konstatiert Alex Everett, Investment Manager bei abrdn.

Die historisch hohe Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang deutet auf eine starke Abneigung gegen eine Machtübernahme durch die Rechtsparteien hin. Dieses offensichtlich taktische Wahlverhalten rechtfertigt die hektischen Absprachen zwischen den Parteien der Mitte und der Linken in der vergangenen Woche.

Da nun ein Parlament in der Schwebe, ohne absolute Mehrheit, sehr wahrscheinlich ist, können sich die Märkte mit diesem „am wenigsten schlechten“ Ergebnis trösten, da nicht zu erwarten ist, dass die Kreditaufnahme Frankreichs unter sonst gleichen Bedingungen deutlich ansteigen wird. Die Kompromisspolitik bedeutet auch, dass sich von nun an wenig ändern wird und die Exzesse einer einzelnen Partei abgemildert werden.

Wenn sich die Lage beruhigt hat, wird sich die Unbeweglichkeit eines ungeliebten Parlaments allerdings als schädlicher erweisen als ursprünglich angenommen, denn die Haushaltsprobleme Frankreichs sind nicht verschwunden. Der 20. September als Frist für einen glaubwürdigen Plan zur Reduzierung des Defizits rückt näher und Macrons Versuch, Einigkeit zu erzwingen, hat stattdessen noch mehr Zwietracht gesät. Wir sind skeptisch, dass signifikante haushaltspolitische Fortschritte erzielt werden können, und bleiben in Frankreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern untergewichtet.