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Zweite Halbzeit im Fokus

Juli 2024
Ein Wirtschaftswachstum mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und unterschiedlicher Dynamik erwarten die Experten bei Amundi.
Amundi
Vincent Mortier, Amundi

Amundi erwartet in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 ein Wachstum mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, das durch langsame und ungleichmäßige Disinflationstendenzen und unterschiedliche Dynamik geprägt sein wird. Das geopolitische Risiko ist hoch und wird weiter steigen. Dabei spielen handelsbezogene Faktoren eine große Rolle, und die Rohstoffpreise werden weiter in die Höhe getrieben.

Vincent Mortier, Group CIO von Amundi, erklärt: „Das wirtschaftliche Umfeld ist gut für Erträge und risikoreiche Anlagen, aber das meiste Aufwärtspotenzial ist bereits eingepreist, und es wird schwierig sein, klare Katalysatoren für weitere Gewinne zu finden. Um den unsicheren Übergang in die nächste Phase des Investmentzyklus zu meistern, bevorzugen wir qualitativ hochwertige Aktien, lange Laufzeiten und Rohstoffe zur Absicherung gegen Inflationsrisiken.“

Monica Defend, Leiterin des Amundi Investment Institute, fügt hinzu: „Angesichts der sich verlangsamenden, aber hartnäckigen Inflation und des Wachstums mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten werden die Zentralbanken ihre Haltung und ihre Kommunikation sorgfältig abwägen müssen. Ihre Maßnahmen werden möglicherweise nicht synchronisiert sein. Aber wir erwarten, dass sich die Abweichungen in Grenzen halten werden“.

ZENTRALES SZENARIO

Auch wenn die globalen Wirtschaftsaussichten zunehmend fragmentiert erscheinen, sind wir nach wie vor der Ansicht, dass die restriktive Geldpolitik und die nachlassende fiskalische Expansion die Inflation und das Wachstum dämpfen, ohne eine Rezession in den wichtigsten Regionen auszulösen.

Wir prognostizieren eine leichte Verlangsamung des globalen BIP-Wachstums auf 3,1 Prozent im Jahr 2024 und drei Prozent im Jahr 2025. 2023 lag das Wachstum bei 3,2 Prozent. Die US-Wirtschaft wird

Wir prognostizieren eine leichte Verlangsamung des globalen BIP-Wachstums auf 3,1 Prozent im Jahr 2024 und drei Prozent im Jahr 2025. 2023 lag das Wachstum bei 3,2 Prozent. Die US-Wirtschaft wird sich verlangsamen (2,3 und 1,7 Prozent), während sich die Eurozone erholt (0,8 und 1,2 Prozent). Die Industrieländer werden weitgehend stabil bleiben (1,5 Prozent 2024 und 2025) und die Schwellenländer zeigen insgesamt ihre Widerstandsfähigkeit (4,2 und 4,0 Prozent). Indien wird sein starkes Wachstum beibehalten (6,6 und 6,2 Prozent) und China dürfte seine gesteuerte Verlangsamung des Wachstums in den Griff bekommen (4,8 und 3,7 Prozent).

Die Wahlen in Frankreich und im Vereinigten Königreich haben unsere Wachstumsprognosen für diese Länder vorerst nicht verändert. Wir erwarten in beiden Fällen weiterhin eine allmähliche wirtschaftliche Erholung (0,9 Prozent für 2024 und 1,3 Prozent für 2025 für Frankreich / 0,8 Prozent für 2024 und 1,3 Prozent für 2025 für das Vereinigte Königreich).

Die Inflation ist hartnäckiger als erwartet, dürfte sich aber bis 2025 weiter in Richtung der Zentralbankziele abschwächen. Dies wird den wichtigsten Zentralbanken die Möglichkeit für einen neuen Zinssenkungszyklus geben, um so eine zu starke Verlangsamung zu vermeiden. Das Tempo der Senkungen wird sich aber unterscheiden. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten sprechen für eine Lockerung in den meisten Schwellenländern, solange die Fed die Zinsen nicht anhebt. Wir gehen davon aus, dass die Fed bis September 2024 mit Zinssenkungen beginnen wird. Ein weniger wahrscheinliches Abwärtsszenario wäre ein erneuter Anstieg der Inflation als Auswirkung der Wahl in den USA.

Das geopolitische Risiko wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen und geprägt sein von Protektionismus, Sanktionen, Zöllen, Exportkontrollen und Handelskriegen. Der Ausgang der US-Wahl wird hier von entscheidender Bedeutung sein, da sich die Außenpolitik der USA unter einer Präsidentschaft von Biden und Trump deutlich unterscheiden dürfte. In jedem Fall erwarten wir, dass die Konfrontation zwischen USA und China zunehmen wird. Europa wird seinen Ansatz gegenüber China aufgrund seiner eigenen Prioritäten in den Bereichen Verteidigung, Widerstandsfähigkeit der Lieferketten und Energiewende anpassen müssen.

DYNAMISCHE ALLOKATION IN EINEM SPÄTEN ZYKLUS

Um den Übergang zur nächsten Phase des Anlagezyklus zu gestalten, sollte die Vermögensallokation verschiedenen Szenarien standhalten und die Chancen positiver Ertragsdynamik und attraktiver Anleiherenditen gegen die hohe Unsicherheit in Bezug auf Wachstum, Inflation und geopolitische Risiken abwägen.

Anlegerinnen und Anleger sollten eine vorsichtig positive Einstellung zu Aktien mit einer Ausrichtung auf lange Laufzeiten kombinieren und nach zusätzlichen Diversifizierungsquellen suchen. Zudem sollten sie auch geopolitische und individuelle Risiken bewerten und nach Unternehmen Ausschau halten, die die Energiewende sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern vorantreiben.

Insgesamt bevorzugen wir qualitativ hochwertige Aktien, setzen auf lange Laufzeiten und sehen Rohstoffe als Absicherung gegen Inflation. Wir sind China gegenüber neutral eingestellt und suchen nach Chancen in strukturellen Schwellenländern wie Indien, Indonesien und Südkorea. In den entwickelten Märkten suchen wir nach Bereichen, die von der wirtschaftlichen Erholung zu vernünftigen Preisen profitieren könnten, und bleiben vorsichtig in Bezug auf das Konzentrationsrisiko. Wir erwarten, dass breit angelegte, nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes im zweiten Halbjahr 2024 in engen Bandbreiten (-5/+5 Prozent) bleiben werden, bevor sie in eine volatilere Sequenz eintreten.

· Aktien: Konzentrationsrisiken vermeiden und auf Qualitätstitel und Value-Aktien fokussieren. In den USA bieten sich zahlreiche Chancen bei Qualitäts-, Value- und globalen Aktien. Anleger sollten europäische Small Caps in Betracht ziehen, um von der Erholung des Wirtschaftszyklus und den attraktiven Bewertungen zu profitieren. Was die

Sektoren betrifft, so ist unsere Haltung ausgewogen zwischen defensiven und zyklischen

Werten am unteren Ende der Handelsspanne. Positiv sehen wir Finanzwerte, Kommunikationsdienstleistungen, Industriewerten und das Gesundheitswesen.

· Schwellenländeraktien bieten interessante Chancen und im Vergleich zu den USA relativ attraktive Bewertungen. Wir bevorzugen hier Lateinamerika und Asien, wobei Indien aufgrund seines robusten Wachstums und seines Transformationskurses im Mittelpunkt steht.

· Anleihen: historische Chancen nutzen und sich auf einen strukturellen Anstieg vorbereiten. Angesichts der immer noch hohen Volatilität in dieser Disinflationsphase bevorzugen wir Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen. Schwellenländeranleihen werden von der Lockerung der US-Notenbank profitieren, und Anleihen in Landeswährung gewinnen mit der Abschwächung des US-Dollars an Attraktivität.

· Diversifizierung: Rohstoffe sowie Real Assets und alternative Investments, einschließlich Hedgefonds, werden das Risiko-Rendite-Profil der Portfolios verbessern. Rohstoffe, insbesondere Metalle, werden zunehmend von geopolitischen und strukturellen Themen wie der Energiewende beeinflusst werden. Die Angebots-/ Nachfragedynamik wird den Ölpreis belasten, den wir in den nächsten 12 Monaten bei ca. 80 US-Dollar je Fass sehen. Die Diversifizierung weg vom Dollar dürfte Gold weiter stützen, das nach unserer Einschätzung einen Preis von 2.500 US-Dollar je Unze erreichen wird.

· Währungen: Obwohl es kurzfristig kaum Alternativen gibt, gehen wir davon aus, dass der US-Dollar im Zuge der Verlangsamung des US-Wachstums und der Lockerung der Fed schwächer wird, während der Euro und das britische Pfund wieder an Stärke gewinnen dürften. In den Schwellenländern bevorzugen wir Währungen mit extrem hohen Renditen, wie die von Brasilien, Mexiko, Peru, Indonesien und Indien.