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Mexiko im Sog von Trumps Zollplänen

Dezember 2024
Donald Trump möchte am ersten Amtstag Zölle auf Importe unter anderem aus Mexiko einheben. Erik Lueth, LGIM, durchleuchtet das Vorhaben und geht auf mögliche Wirtschaftsfolgen ein.
LGIM
Erik Lueth, LGIM

Gleich nach seiner Amtsübernahme am 20. Januar will der 47. US-Präsident, Donald Trump, sämtliche Importe aus den direkten Nachbarländern Kanada und Mexiko mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent belegen. Dabei geht es auch um den Handelskonflikt mit China. Das Land führt einen großen Teil seiner Waren über Mexiko in die USA ein. Bislang wurde Mexiko vor allem als Nutznießer der Spannungen zwischen den USA und China angesehen. Erik Lueth, Global Emerging Market Economist von Legal & General Investment Management (LGIM), analysiert die möglichen Folgen für Mexikos Wirtschaft:

„Mexiko steht den USA sowohl geografisch als auch vom politischen System her nahe. Es bestehen Handelsabkommen mit Nordamerika, und zudem gilt Mexiko als einzigartiges Fertigungszentrum – ähnlich wie China. Tatsächlich hat Mexiko Ende 2022 sogar China als wichtigsten Importeur in die USA abgelöst. Zu Trumps erklärten Prioritäten gehört allerdings ein hartes Durchgreifen gegen chinesische Produkte, die über Mexiko in die USA eingeführt werden. Darüber hinaus soll das Handelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko Anfang 2026 überprüft werden.

Zwischen 2016 und 2024 sind die Exporte von Spitzentechnologie aus Mexiko in die USA um 70 Prozent auf über 90 Milliarden US-Dollar pro Jahr gestiegen. Die größten Zuwächse wurden bei den Exporten von IT, Elektronik, Biowissenschaften und Luft- und Raumfahrt beobachtet – alles Produkte, bei denen Mexiko keinen komparativen Vorteil hat. Drei Viertel dieses Anstiegs der mexikanischen Exporte von hochwertigen Industrieerzeugnissen in die USA decken sich mit mexikanischen Importen hochwertiger Industrieerzeugnisse aus China und anderen asiatischen Ländern, die häufig als Transitland für chinesische Exporte genutzt werden.

Aktuell werden chinesische Produkte nicht einfach nur über Mexiko umgeleitet. Wahrscheinlicher ist, dass sie in Mexiko weiterverarbeitet werden, bevor sie in die USA gelangen. Diese mexikanische Wertschöpfung würde verschwinden, wenn die USA hart durchgreifen. Wie groß wäre also der wirtschaftliche Schaden für Mexiko, wenn die USA chinesische Exporte über Mexiko verbieten würden?

WIRTSCHAFTLICHE SCHÄDEN IM FOKUS

Wir gehen davon aus, dass die chinesischen Endprodukte, die in die USA gelangen, 30 Prozent mexikanische Wertschöpfung enthalten. Kombiniert mit Daten über die chinesische Wertschöpfung, die über Mexiko in die USA gelangt, können wir ableiten, dass Mexiko im Falle eines vollständigen Verbots ein Prozent seines Bruttoinlandsprodukts verlieren könnte. Eine zusätzliche Auswirkung könnte sich daraus ergeben, dass die USA auch auf chinesisches Kapital in Mexiko abzielen. Die Qualität der mexikanischen Daten über ausländische Direktinvestitionen aus China ist jedoch schlecht; zudem ist nicht klar, ob dieses Kapital dem mexikanischen oder dem US-Markt dient.

Ein solcher potenzieller volkswirtschaftlicher Schaden für Mexiko wäre zwar nicht unerheblich, aber auch nicht extrem. Außerdem könnten die USA bei ihren Zollvorstellungen zurückrudern, wenn Mexiko Hilfe bei der illegalen Einwanderung anböte – ob es Verhandlungsspielraum gibt oder sich die Fronten verhärten, wird zu beobachten sein. Das Fingerhakeln der Politik hat gerade erst begonnen. Mittelfristig könnte Mexiko daher immer noch vom Near- und Friendshoring der USA profitieren, vor allem, wenn Trump Zölle in Höhe von „nur“ zehn Prozent durchsetzt. Die einzige schlechte Nachricht bisher ist, dass der Kurs des mexikanischen Pesos seit April um 20 Prozent gefallen ist.

Trotz dieser Risiken bleiben wir für Mexikos Wirtschaftsaussichten insgesamt positiv gestimmt: Der südliche Nachbar der USA verfolgt weiterhin eine solide Makropolitik. Das Land hat den höchsten realen Leitzins nach Brasilien und plant für das nächste Jahr eine Haushaltskonsolidierung um zwei Prozentpunkte. Die allgemeinen Bedenken hinsichtlich der Justizreform teilen wir nicht. Das polnische Beispiel zeigt, dass die Wirtschafts- und Vermögensentwicklung davon nicht beeinträchtigt werden muss.“