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Der Trump-Effekt auf Emerging Markets

November 2024
Claus Born, Franklin Templeton, analysiert, weshalb die Automobilbranche in Ländern wie Südkorea und Mexiko besonders stark betroffen sein dürfte und wie die Entwicklungen ein Emerging Markets-Investment beeinflussen.
Franklin Templeton
Claus Born, Franklin Templeton

Die Auswirkungen des US-Wahlergebnisses auf die Schwellenländer, insbesondere auf China, sind erheblich. Der gewählte US-Präsident Donald Trump hat einen Zoll von zehn Prozent auf alle Importe vorgeschlagen und Zölle von bis zu 60 Prozent auf chinesische Importe. Es besteht ein eindeutiges Risiko, dass der US Inflation Reduction Act (IRA) aufgehoben wird, was negative Auswirkungen auf die südkoreanischen Auto- und Batterieexporteure haben würde. Während die US-Importe von Elektrofahrzeugen gering sind, werden die in inländisch produzierten Fahrzeugen verwendeten Akkus hauptsächlich aus Asien importiert. Mexikanische Autoimporte in die USA sind ebenfalls durch höhere Zölle gefährdet. Die mexikanischen und US-amerikanischen Automobilzulieferketten sind eng miteinander verbunden, wobei die Vereinigten Staaten 25 Prozent der Autoimporte aus dem Land beziehen. Für Investoren sind die Auswirkungen höherer Zölle auf die US-Importpreise – und damit auf die Kaufkraft der Haushalte – ein klares Problem.

STARKER US-DOLLAR

Der US-Dollar ist eine prozyklische Währung, was bedeutet, dass er stärker wird, wenn es der US-Wirtschaft gut geht, und schwächer wird, wenn es der Wirtschaft schlecht geht. Die Erwartung einer verbesserten Wirtschaftslage aufgrund höherer Unternehmensinvestitionen im Zusammenhang mit niedrigeren Steuern lässt darauf schließen, dass der Dollar stärker werden könnte. Dies hat negative Auswirkungen auf die Schwellenländer, die sich in einem Umfeld mit schwachem gegenüber starkem Dollar tendenziell gut entwickeln. Dennoch konzentrieren wir uns weiterhin auf die Fundamentaldaten der Unternehmen und die Zusammenarbeit mit den Managementteams, wobei wir uns bewusst sind, dass wir die politischen Entwicklungen weltweit im Auge behalten müssen.

VERHALTENE STIMMUNG

Unserer Meinung nach wird die Stimmung in den Schwellenländern in naher Zukunft wahrscheinlich verhalten bleiben, da die Anleger die Auswirkungen von Trumps Politik verdauen, insbesondere die im Zusammenhang mit Zöllen. Die Erwartung, dass Trump die Zölle auf importierte Waren aus Schwellenländern erhöhen wird, führt zu einem Überhang an den Aktienmärkten. Wenn die für chinesische Importe in die Vereinigten Staaten umgesetzt wird, würde dies unserer Ansicht nach zu einem erheblichen Rückgang der chinesischen Exporte in die Vereinigten Staaten führen. Dies würde das Wirtschaftswachstum Chinas insgesamt beeinträchtigen. Geopolitische Überlegungen könnten auch dazu führen, dass andere Länder den Vereinigten Staaten folgen und ebenfalls die Zölle auf Importe aus Schwellenländern erhöhen. Seit Trumps erster Amtszeit im Jahr 2016 haben viele chinesische Unternehmen Schritte unternommen, um das Risiko höherer Zölle zu verringern, beispielsweise durch die Steigerung der Exporte nach Asien. In unserem Austausch mit den Managementteams der Unternehmen ist ein gewisses Bewusstsein für die sich verändernde Lage zu erkennen.

Das Risiko höherer Zölle wird erkannt und wurde teilweise in die Bewertungen der Schwellenländer einbezogen. Für nichtchinesische Unternehmen – genauer gesagt für in Südkorea ansässige Batteriehersteller – besteht das Risiko, dass die Vorteile des Inflation Reduction Act (IRA) gekürzt werden könnten. Unsere Portfoliomanager sind sich des Risikos bewusst, dass IRA-Darlehen und -Zuschüsse gestrichen werden könnten. Dies ist einer der Aspekte, die wir bei der Bewertung dieser Unternehmen berücksichtigen. Wir sind uns bewusst, dass der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen ein Wendepunkt ist. Das Risiko dieses Ausgangs war ein wichtiger Gesprächspunkt in unseren Diskussionen mit den Unternehmensleitungen in den Segmenten der Batterie- und Solarenergieversorgungskette.

Die Aktienrenditen der Schwellenländer gingen im Oktober zurück, da die Erwartungen an aggressive Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed) nachließen. Im Berichtsmonat erreichte der MSCI EM Index eine Rendite von -4,32 Prozent, während der MSCI World Index eine Rendite von -1,96 Prozent erzielte. Auch die asiatischen Schwellenländer verzeichneten einen Rückgang. Chinas Aktienrallye verpuffte, als die Anleger auf schwache Wirtschaftsdaten und anschließende Pressebriefings der Regierung reagierten, die nur spärliche Details enthielten. Indische Aktien verzeichneten ebenfalls eine gewisse Schwäche. Aufgrund sinkender Unternehmensgewinne und einer Rotation von indischen zu chinesischen Aktien schlossen indische Aktien den Monat im Minus. Indiens bisher größter Börsengang – eines Automobilherstellers – wurde ebenfalls verhalten aufgenommen, was die schwache Nachfrage nach Aktien im Einzelhandel und einen Rückgang der Autoverkäufe in Indien widerspiegelte. Die neuen Regeln der Wertpapiermarktaufsichtsbehörde für den Derivatehandel betrafen auch mehrere börsennotierte Broker.

In Südkorea senkte die Zentralbank erstmals seit Mai 2020 die Zinssätze. Das Land verzeichnete im dritten Quartal außerdem ein Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Wachstum von 0,1 Prozent und erholte sich damit von einem Rückgang von 0,2 Prozent im zweiten Quartal. Taiwanesische Aktien entkoppelten sich vom Trend und stiegen. Die in Taipeh notierten Aktien des weltweit größten Auftrags-Chipherstellers verzeichneten im dritten Quartal einen über den Prognosen liegenden Gewinn und einen positiven Ausblick.