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Die Zukunft der Kreislaufwirtschaft

November 2024
Weshalb das Recycling ein wichtiger und nachhaltiger Zukunftstrend ist, erklärt Karsten Marzinzik, Country Head Germany, Austria and Liechtenstein, Swisscanto.
Swisscanto
Karsten Marzinzik, Swisscanto

Die heutigen, linearen Geschäftspraktiken nach dem Prinzip ‚Take-Make-Use-Waste‘ führen weltweit bei natürlichen Ressourcen zu einem großen Ungleichgewicht: Bis 2030 soll die Nachfrage nach Ressourcen das Angebot jährlich um acht Milliarden Tonnen übersteigen. Die Kreislaufwirtschaft kann die Schieflage wieder ins Lot bringen, konstatiert Karsten Marzinzik, Country Head Germany, Austria and Liechtenstein, Swisscanto. Denn das Konzept der Kreislaufwirtschaft hat zum Ziel, die Ressourceneffizienz zu optimieren, die Abfallmenge zu minimieren und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Der Ansatz kommt einem grundlegenden Paradigmenwechsel in Produktion und Verbrauch gleich. Im Mittelpunkt stehen Systeme, die eine kontinuierliche und langfristige Nutzung von Ressourcen ermöglichen. Die Kreislaufwirtschaft legt ihren Schwerpunkt auf Produktdesign-Prinzipien, die Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit in den Vordergrund stellen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, den Wert innerhalb des Systems zu erhalten, den Ressourcenverschleiß zu minimieren und die Nachhaltigkeit insgesamt zu verbessern.

Basierend auf den Argumenten, die für die Kreislaufwirtschaft sprechen, wurden sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene mehrere Regulierungsinitiativen lanciert, die im jeweiligen Wirtschaftsmodell einen Rahmen für mehr Kreislaufwirtschaft schaffen. Deshalb beginnen Regierungen und Verbraucher weltweit, Kreislaufkonzepte zu übernehmen – darunter Recycling, erweiterte Herstellerverantwortung oder Pfandsysteme. Wir sind der Meinung, dass dies zu bedeutenden Investitionsmöglichkeiten für Unternehmen führen wird, die ihr Angebot und/oder ihren Betrieb frühzeitig und strategisch auf die Kreislaufwirtschaft ausrichten.

Es dürften neue Lösungen und Geschäftsmodelle entstehen, die Möglichkeiten für nachhaltiges Wachstum bieten – von Recycling über Produktionseffizienz bis hin zur Produktwiederverwendung und -reparatur. Außerdem könnten Unternehmen dadurch widerstandsfähiger werden: Untersuchungen der italienischen Universität Bocconi zeigen, dass Investitionen in Unternehmen, die Praktiken der Kreislaufwirtschaft anwenden, bei geringerem Risiko höhere Renditen erzielen können.

Der Weg zur Kreislaufwirtschaft ist nicht frei von Herausforderungen, vor allem in Bezug auf Kosten und Realisierbarkeit. Wir erwarten jedoch, dass neue Technologien, ein sich veränderndes Konsumverhalten und gesetzliche Maßnahmen der Regierungen den Paradigmenwechsel unterstützen werden. Wir gehen davon aus, dass die Aufmerksamkeit der Anlegerinnen und Anleger verstärkt auf Fonds liegen wird, die in Unternehmen investieren, die die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft integrieren. Denn einerseits bieten diese Unternehmen soziale und ökologische Vorteile unter den Sustainable Development Goals (SDG). Dies sind in erster Linie SDG 2 (Kein Hunger), 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen), 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion) oder 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz).

Und andererseits können die Anlagen gleichzeitig überzeugende finanzielle Investitionsmöglichkeiten aufweisen. Doch das Thema ist komplex und dynamisch und wird durch Regulierung, Geopolitik, den allgemeinen Zustand der Wirtschaft und das Konsumverhalten der Verbraucher (größeres Bewusstsein für die Problematik) ständig neugestaltet. Das erfordert spezifisches Fachwissen sowie eine intensive Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Kreislaufwirtschaft. Entsprechend können aktiv verwaltete Fonds in diesem Bereich ein probates Anlageinstrument für Investorinnen und Investoren sein.