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FED-Aussagen überraschen

Oktober 2023
Martin Lück von BlackRock meint, dass FED-Chef Jerome Powell auf der jüngsten Sitzung mit überraschend scharfen Worten aufhorchen ließ.
BlackRock
Martin Lück, BlackRock

Die jüngste FED-Sitzung verlief wenig überraschend. Dass die amerikanische Notenbank die Zinsen in der vergangenen Woche nicht weiter erhöhen würde, war am Markt mit nahezu vollständiger Wahrscheinlichkeit eingepreist gewesen, meint Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock. Die Aussagen des FED-Chairman Jerome Powell im Kontext der Zinsentscheidung aber waren so in ihrer Schärfe nicht erwartet worden.

Denn trotz einer deutlich sinkenden Inflationsrate und einem im restriktiven Bereich befindlichen Leitzins monierte der Zentralbankchef, die Preisdynamik sei immer noch zu stark und angesichts der robusten Wirtschaftsaktivität sei wohl eine weitere Anhebung der Zinsen unumgänglich. Wenig überraschend sorgten Powells kernige Ansagen für kräftig steigende Marktzinsen und Rücksetzer am Aktienmarkt.

Für das kommende Jahr erwarten die Entscheidungsträger der Fed nicht mehr 100 Basispunkte Zinssenkungen, sondern nur noch 50. Dies wirkt schon fast merkwürdig, angesichts der deutlich nachlassenden Preisdynamik. Und es suggeriert sehr festes Vertrauen darauf, dass die US-Wirtschaft tatsächlich so robust ist wie auf den ersten Blick zu vermuten. In der Tat deuten erste Taxen für das dritte Quartal auf eine Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von über der Prozent hin, weit entfernt also von Stagnations- oder gar Rezessionsszenarien. Schaut man aber auf andere Datensätze, wirkt die Dynamik der Wirtschaftsaktivität nicht mehr ganz so stark. Dazu lässt sich immer noch nicht mit Sicherheit sagen, dass die US-Wirtschaft die drastischen Zinsanhebungen der Fed wirklich ohne Rezession weggesteckt hat. Übersetzt könnte dies heißen, dass mit seiner Ankündigung weiterer Zinsanhebungen Jerome Powell das Hineinbremsen in eine möglicherweise bereits stagnierende Wirtschaft angekündigt hat.

Bemerkenswert war neben der Entwicklung von Zinsen und Assetpreisen im Gefolge der Fed-Entscheidung auch der Anstieg der Volatilität. Sowohl in den USA (VIX) als auch Europa (VSTOXX) stieg die Schwankungsintensität bei Aktien massiv. Derart plötzliches Aufflammen von Volatilität spricht, vor allem im Kontext mit einem ständig lauernden Stagflationsrisiko, für die Erkenntnis, dass wir uns nicht in einem typisch zyklischen Konjunkturmuster befinden. Vielmehr werden die Märkte nach wie vor von den Nachwirkungen des Doppelschocks Pandemie und Krieg geprägt.