Das neue Jahr ist für den Gesundheitssektor ein vielversprechendes Jahr, konstatiert Vinay Thapar, Portfolio Manager, Global Healthcare bei AllianceBernstein. Mit rentablen Geschäftsmodellen und zahlreichen Wachstumschancen ist die Branche auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten gut aufgestellt. Insbesondere Künstliche Intelligenz könnte in diesem Sektor Potenziale freisetzen. In seinem Healthcare Outlook 2024 erklärt Thapar warum die Branche ein gutes Investmentumfeld bietet und wieso Biotechnologie bald nicht mehr zu den Outperformern zählen könnte.
Höhere Zinsen über einen längeren Zeitraum hinweg und die Aussichten auf eine wirtschaftliche Rezession stellen den Gesundheitsmarkt weiterhin vor Herausforderungen. Trotzdem war es etwas überraschend, dass der Gesundheitssektor nicht bereits im Jahr 2023 besser abgeschnitten hat. Der Grund ist unserer Ansicht nach die kurzfristige Euphorie rund um den Aufstieg von Technologien, die künstliche Intelligenz (KI) nutzen: Diese haben einen Großteil der jüngsten Zuwächse im breiteren Markt angetrieben und andere Sektoren aus dem Blickfeld der Anleger verdrängt. Aus fundamentaler Sicht ist die Rentabilität im Gesundheitssektor jedoch nach wie vor solide: Wachstumschancen sind reichlich vorhanden und das politische Umfeld bleibt beherrschbar.
Wir sehen in KI-Technologien ein enormes Potenzial zur Effizienzsteigerung im Gesundheitssystem. Beispiele dafür reichen von beschleunigten klinischen Studien, über geringeren Verwaltungsaufwand bis hin zur Verbesserung von Untersuchungsergebnissen durch Reduzierung medizinischer Fehler. Das spiegelt sich jedoch noch nicht in den Bewertungen vieler Unternehmen in diesem Bereich wider. Zwar erlangten neue Mittel gegen Fettleibigkeit viel Aufmerksamkeit, doch für eine fundierte Aussage, wie sich diese Medikamente auf die breitere Gesellschaft auswirken könnten, ist es noch zu früh. Trotz des bedeutenden klinischen Nutzens müssen die langfristige Sicherheit und die Kosten sowie die Zugänglichkeit der Medikamente überprüft werden. Diese Position werden wir weiterhin gemäß unseres Risikoprofils verwalten. Schließlich gehen wir davon aus, dass das politische Umfeld für die Reform des Gesundheitswesens angesichts der gegenwärtigen Blockade des US-Kongresses günstig bleiben wird.
Die unrentable Biotechnologie-Branche konnte in jüngster Zeit zwar eine beträchtliche Outperformance erzielen, doch diese ist weitgehend auf die Erwartung niedrigerer Zinsen zurückzuführen. Das liegt daran, dass Aktien mit langer Duration bei der Aussicht auf niedrigere Abzinsungssätze tendenziell besser abschneiden. Auch wurde die Branche durch einige der jüngsten Fusions- und Übernahmeaktivitäten unterstützt. Unsere Sicht auf Biotechnologie bleibt gleich: Die Erfolgsquoten klinischer Studien liegen weiterhin im mittleren einstelligen Bereich, die Volatilität des Sektors ist hoch und Fusionen und Übernahmen sind unvorhersehbar.
Die Wirtschaftslage kann sich zwar auf ausgewählte Untersektoren des Gesundheitswesens auswirken. Dennoch ist die Konjunktursensibilität des Sektors im Vergleich zu anderen Sektoren gering. Gleichzeitig ist das Innovationspotenzial der Branche hoch. Auch wenn der Markt weiterhin über die endgültige Höhe der Zinsen und ihre Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft diskutieren wird, halten wir an der Überzeugung fest, dass wir den Großteil der Zinsnormalisierung bereits hinter uns haben. Längerfristig sind wir angesichts der anhaltenden Innovation in diesem Sektor, seiner hohen Rentabilität und seiner geringeren Konjunkturabhängigkeit weiterhin der Ansicht, dass das Gesundheitswesen gut positioniert ist.