Es verwundert nicht: Die Pandemie sowie die damit verbundenen Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft haben in der ersten Hälfte 2020 weltweit zu einem beispiellosen Einbruch der Kohlendioxid (CO2)-Emissionen geführt. Laut einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) betrug der Rückgang gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres 8,8 Prozent – und damit mehr als in der Finanzkrise von 2008, der Ölkrise von 1979 oder während des Zweiten Weltkriegs, resümieren die Forscher. Im April, als die meisten Länder ihr öffentliches Leben erheblich zurückfuhren, verringerten sich die Emissionen sogar um 16,9 Prozent. „Vor allem aufgrund des weit verbreiteten Arbeitens von Zuhause gingen die CO2-Emissionen im Verkehr weltweit um 40 Prozent zurück“, betonen die Studienautoren.
Aber diese Entwicklungen sind offenbar nur eine Momentaufnahme. Klimaforscher der internationalen Initiative Carbon-Monitor messen regelmäßig die globale Entwicklung von CO2-Emissionen. Auf Ein-Jahres-Sicht per Ende Oktober 2020 geht der Rückgang auf ein Minus von 5,5 Prozent zurück. Die stärksten Veränderungen weist der Carbon-Monitor für Spanien vor allem im Energiebereich sowie für Brasilien und die USA, hier im Verkehrssektor, aus (siehe Schaubild auf Seite 25).
Ausgenommen des anhaltenden Emissionsrückgangs des letztgenannten Sektors, erreichten die meisten Volkswirtschaften mit der Lockerung von Maßnahmen im Juli 2020 wieder ihr gewohntes CO-Niveau. Doch selbst wenn die Ausstöße auf ihren historisch niedrigen Level verharren würden, blieben die Auswirkungen auf die langfristige CO2-Konzentration in der Atmosphäre nach Angaben der Forscher gering. „Dieser CO2-Rückgang ist zwar beispiellos, doch ein Rückgang menschlicher Aktivitäten kann nicht die Antwort sein“, sagt PIK-Gründungsdirektor Hans Joachim Schellnhuber. Der Ko-Autor betont: „Stattdessen brauchen wir umfassende strukturelle Veränderungen in unseren Energieproduktions- und -verbrauchssystemen. Individuelles Verhalten ist sicherlich wichtig, aber worauf wir uns wirklich konzentrieren müssen, ist die Verringerung der CO2-Intensität unserer globalen Wirtschaft.“
Genau hier setzen die Klimafonds an, dies allerdings in unterschiedlicher Weise, wie auch eine kürzliche Untersuchung der Fondsanalysten von Morningstar zeigt. „Diese Fonds haben die Gemeinsamkeit, dass sie Kohlenstoffrisiken vermeiden oder den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft fördern“, schreibt Autor Ali Masarwah in der Analyse, die insgesamt 405 Fonds mit einem Gesamtvolumen von 58 Milliarden Euro betrachtet. Die Neuzulassungen erreichten im vergangenen Jahr mit 76 einen Höchststand, während es im Jahr zuvor bereits 67 Neueinführungen gab. Sie spielen allerdings in unserem Performance-Ranking keine Rolle, da es auf einem fünfjährigen Track Record basiert.
PIONIERE, VERÄNDERER UND OPTIMIERER
Volumenmäßig ist der „Nordea 1 Global Climate and Environment Fund BP“ das Flaggschiff im Ranking. „Unser Investmentprozess zielt darauf ab, ein Portfolio von Anlageideen mit hohem Überzeugungsgrad zu identifizieren, die mit ihren innovativen Klima-Lösungen in Zukunft hohe Cashflows generieren werden“, sagt Co-Portfoliomanager Thomas Sørensen. Diese Erwartungshaltung besteht darin, dass der aktuelle Marktpreis der Aktien Zukunftserwartungen impliziert, die von den Prognosen Nordeas abweichen. Als mögliche Gründe nennt die Fondsgesellschaft u. a., dass das Wachstumspotenzial infolge der aus der Klimakrise resultierenden Anlagechancen unterschätzt, der technologische Fortschritt als Risiko bzw. Chance für den Titel verkannt wird oder schlicht, dass die Aktie am Markt nicht mehr angesagt ist. Das Verhältnis zwischen dem Aufwärtspotenzial und dem Risiko – ganz gleich, ob es sich um einen Portfoliotitel oder -kandidaten handelt – wird dabei laufend überwacht.
Obwohl der Fonds mit über 60 Prozent in den USA investiert ist, besteht das Portfolio laut Nordea zu rund 90 Prozent aus Aktien, die nicht im MSCI World enthalten sind. Dabei handelt es sich um 40 bis 60 mittelgroße Wachstumsunternehmen mit hohen Cashflows, die aus drei Sektoren stammen: 1. „Veränderer“, die hoch wirksame Produkte für den Umwelt- und Naturschutz anbieten; 2. „Optimierer“, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen dazu beitragen, die bestehenden Ressourcen optimal zu nutzen und die Effizienz zu steigern; 3. „Pioniere“, die umweltfreundliche und innovative Technologien zur Erzeugung sauberer Energien vorantreiben.
Während der Nordea-Fonds Anlegern aktuell nicht so viel Freude macht, kriegt der „Swisscanto EF Sustainable Global Climate“ erst in jüngster Zeit performanceseitig die Kurve. Fondsspezifische Gründe führt Gerhard Wagner hierfür nicht an. Der Fondsmanager investiert in ein recht konzentriertes Portfolio aus derzeit 45 Einzeltiteln auch mittlerer und kleinerer Werte. Die direkten und indirekten CO2-Emissionen der Unternehmen fließen in die Gesamtanalyse ein. Den thematischen Schwerpunkt setzt Wagner mit jeweils einem Drittel in den Bereichen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, investiert dabei aber in verschiedene Geschäftsmodelle der gesamten Wertschöpfungskette. Ein zu starkes Klumpenrisiko sieht der Fondsmanager daher auch mit Blick auf die beiden anderen Themenbereiche Mobilität und Ressourcen-effizienz nicht.
WENDEPUNKTE ERREICHT
„Es hat lange gedauert, aber es scheint so, als ob wir jetzt endgültig den Wendepunkt im Kampf gegen den Klimawandel erreicht haben“, antwortet Simon Webber auf die Frage, wieso es dem „Schroder International Selection Fund Global Climate Change Equity“ seit Jahren erstmals ausgerechnet mit dem Ausbruch der Pandemie gelingt, seine Benchmark, den MSCI World, performanceseitig klar hinter sich zu lassen. Der Fondsmanager ergänzt, dass viele Schlüssel-Klimatechnologien wichtige Wendepunkte erreicht haben. So würden Erneuerbare Energien heute in den meisten Ländern die günstigste Form der Energieerzeugung darstellen. „Mit drastischen Kostensenkungen in den letzten zehn Jahren ist Solar-Photovoltaik in den meisten Ländern durchweg billiger als neue Kohle- oder Gaskraftwerke“, bewertet das IEA in seinem „World Energy Outlook“. Demnach bieten Solarprojekte heute einige der kostengünstigsten Strommengen, die es je gegeben hat. Bereits in ihrem Szenario 1 gehen die Experten daher davon aus, dass Erneuerbare Energien 80 Prozent des weltweiten Strombedarfs bis 2030 abdecken werden.
Ein Blick ins Portfolio des Schroders-Fonds zeigt allerdings auch deutliche Abweichungen zum Weltindex. So wird insbesondere Europa und der Nahe Osten zulasten der USA stärker gewichtet sowie der Industriesektor zulasten des Gesundheitsbereichs bevorzugt. Während der Schroders-Fonds auf „wesentliche Umwelt-, soziale und Governance-Kriterien (ESG)“ Bezug nimmt, lebt der „Ökoworld Klima“ eine „Gewaltenteilung“ zwischen Nachhaltigkeits-Research und Fundamentalanalyse, die Alexander Funk, Senior Portfoliomanager und Managing Director der Ökoworld Lux als einzigartig bezeichnet. Dies hat zur Folge, dass Anleger, bspw. Energieversorger, die Atomkraft als Lösung ansehen, ebenso wenig im Portfolio zu findensind wie die meisten Unternehmen der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie. Anlageschwerpunkte sind auch hier erwartungsgemäß Erneuerbare Energien und Energieeffizienz sowie u. a. Recycling, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft sowie neue Werkstoffe. Was mit dem Begriff gemeint ist, veranschaulicht Funk anhand des US-Unternehmens TREX, einem führenden Hersteller von Hold- und PVC-Ersatzprodukten z. B. für Veranden, Terrassendielen und Fassadenverkleidungen. Funk: „Hierbei werden fast ausschließlich Sekundärrohstoffe verwendet und somit der Verbrauch nicht erneuerbarer, natürlicher Ressourcen verringert.“
Fazit: Globale Klima-Aktienfonds bieten derzeit ein aussichtsreiches Anlagesegment. Im aktuellen Performance-Ranking hat sich der „Ökoworld Klima“ derzeit über alle gängigen Betrachtungsräume von seinen Mitbewerbern abgesetzt. Besonders deutlich zeigt sich das im laufenden Krisenjahr per Ende Oktober. Mit einem langfristig ebenfalls zweistelligen Wertzuwachs pro Jahr punkten die beiden volumenstarken Fonds von Nordea und Schroders. Bedenklich klein ist hingegen das Fondsvolumen bei einer Reihe weiterer Fonds. Sie könnten es angesichts des künftig stärkeren Wettbewerbs in Zukunft schwer haben, ausreichend Mittelzuflüsse für ein kosteneffizientes Fondsmanagement zu erzielen.