Startseite » Vorsorge » „Immer mehr Vermittler erkennen Erfolgschancen grüner Vorsorge“

„Immer mehr Vermittler erkennen Erfolgschancen grüner Vorsorge“

August 2022
Nur mit abgesenkten Beitragsgarantien lässt sich verstärkt in Aktienanlagen investieren. Gerade in Zeiten erhöhter Inflation ist dies besonders wichtig, betont Dr. Henriette Meissner, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge-Management GmbH und bAV-Generalbevollmächtigte. Die Produktlösungen sind auch als grüne Renten erhältlich, sagt Per Protoschill, Leiter Vertriebsunterstützung bAV bei der Stuttgarter Lebensversicherung und freut sich über den Erfolg der weiter laufenden Schulungsoffensive.
Thomas Bernhardt | Stuttgarter
Dr. Henriette Meissner und Per Protoschill, Stuttgarter

Fonds exklusiv: Arbeitgeber setzen verstärkt auf beitragsorientierte Leistungszusagen, weil dieser Weg einen Verzicht auf einen vollständigen Beitragserhalt zum Rentenbeginn erlaubt. Geht mit diesem Garantieverzicht auch ein Nutzen für die Beschäftigten einher?
Henriette Meissner: Das anhaltend niedrige Zinsniveau hat dazu geführt, dass Lebensversicherer eine hundertprozentige Beitragsgarantie auch langfristig, wenn überhaupt, nur zu äußerst unattraktiven Bedingungen für die Versicherten umsetzen können. Denn das Kapital müsste dann fast ausschließlich in fest verzinslichen Anleihen investiert werden. Die so erzwungene niedrige Verzinsung reicht aber für eine auskömmliche Privat- oder Betriebsrente nicht aus. Das gilt erst recht in Zeiten hoher Inflation.

Dann wäre der Realverlust umso größer, weil die Preissteigerungen die niedrige Verzinsung aufzehren und das investierte Kapital angreifen, oder?
H. M.: Richtig. Deshalb gehen wir als Produktgeber einen vielversprechenden Mittelweg: Wir erfüllen weiter die Sicherheitsbedürfnisse auch vieler Beschäftigten, indem wir eine Garantie geben, aber nunmehr auf 80 Prozent der Beiträge. Dadurch kann ein weitaus größerer Beitragsanteil in höher verzinsliche Anlagen wie insbesondere Aktien investiert werden. Investments in derartige Sachwertanlagen bieten auf lange Sicht einen Inflationsschutz, sodass die Kundinnen und Kunden auch bei erhöhter Inflation einen Vermögenszuwachs erzielen können. Denn der langfristige Durchschnitt fällt deutlich geringer aus, als es die aktuell hohen Inflationswerte vermuten lassen.

Okay, aber was halten Sie den auf Sicherheit bedachten Arbeitgebern und Arbeitnehmern entgegen, die sich wegen der hohen Kursschwankungen sorgen?
H. M.: Da hilft ein Blick auf die britischen Pension Plans oder die Pensionsfonds in Norwegen und Schweden mit Aktienquoten von mindestens 60 Prozent. Trotz zwischenzeitlich krisenbedingter Verluste von bis zu 30 Prozent ist beispielsweise das schwedische Fondsmanagement nicht aus den Aktienmärkten ausgestiegen, sondern hat die Krisen sozusagen ausgesessen. Heute, mehr als zwei Jahrzehnte später, steht der Pensionsfonds mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von rund sechs Prozent als leuchtendes Beispiel da. Kursschwankungen nivellieren sich auf lange Sicht. Diese positiven Erfahrungen müssen wir als Produktgeber allerdings ebenso wie die Vermittler verständlich vermitteln.

Welche Lösungen finden Vermittler in Ihrer bAV-Produktwelt, die diesen Erfordernissen Rechnung tragen und damit spürbar zur Schließung der Versorgungslücke beitragen können?
H. M.: Innerhalb der bAV bieten wir als Direktversicherung Hybrid-Tarife mit einem Garantieniveau von 80 Prozent der Beitragssumme an. Dieses Niveau ermöglicht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Rendite. Wer trotz der deutlich geringeren Ertragschancen einen klassischen Tarif haben möchte, dem offerieren wir diese Variante mit einem Garantieniveau von etwa 90 Prozent der Beitragssumme. Drittens gibt es die Index-Produkte, bei denen die Beiträge im Sicherungsvermögen angelegt werden, aber in Verbindung mit einer alternativen Überschussbeteiligung.

Mit der DirektRente comfort+ haben Sie kürzlich ein entsprechendes Produkt aufgelegt. Welche Mehrwerte bietet diese Lösung noch?
Per Protoschill: Das Produkt setzt auf unserem Hybrid-Tarif performance+ auf, beinhaltet aber demgegenüber eine gemanagte Variante für die Anlagen in den renditestarken Fonds. Denn viele Vermittler ebenso wie Arbeitgeber haben uns zurückgespiegelt, dass sie ein solches Produkt der Einfachheit halber wünschen. Außerdem sorgt bei comfort+ ein sogenanntes Auto-Lock-In dafür, dass erzielte Wertsteigerungen des gemanagten Portfolios sukzessive abgesichert werden und damit den Versicherten nicht mehr verloren gehen können.

Arbeitgebern und Arbeitnehmern wird es gleichermaßen wichtiger, auch in der bAV „grüne“ Akzente zu setzen. Welche Optionen bietet Die Stuttgarter hier an?
P. P.: Das stimmt. Die Stuttgarter zählt hier zu den Pionieren. Denn wir haben bereits 2013 die erste grüne Rente herausgebracht. Diese Aktivitäten haben wir immer mehr verstärkt, sodass wir heute alle zuvor beschriebenen Lösungen auch als grüne Renten offerieren. Für sicherheitsorientierte Kundinnen und Kunden sichern wir zu, in Höhe der Sparanteile in soziale und ökologische Projekte und Kapitalanlagen zu investieren. Unsere GrüneRente ordnen wir daher auch im Sinne des Artikel 8 der Offenlegungsverordnung ein. Im Rahmen unserer Index-Produkte steht ihnen unser Grüne Zukunft Index mit Risikosteuerung zur Verfügung. Die Aktien werden anhand von wirtschaftlichen sowie ökologischen, sozialen und ethischen Bewertungen, also ESG-Kriterien, ausgewählt.

Welche Auswahlmöglichkeiten haben Versicherte bei Ihren grünen Fondspolicen?
P. P.: Hier stellen wir eine Palette von aktuell über 40 nachhaltigen Fonds zur Verfügung. Die Bandbreite reicht von kostengünstigen ETF bis hin zu aktiv gemanagten Fonds mit unterschiedlichen Anlageschwerpunkten. Dabei handelt es sich sowohl um Artikel 8-Fonds, die ökologische oder soziale Merkmale bewerben als auch Artikel 9-Fonds, die mit ihren Investments eine messbare Wirkung erzielen. Und für die DirektRente comfort+ haben wir nach diesen Vorgaben ein gemanagtes ESG-Portfolio konzipiert.

Vermittler sind ab 2. August 2022 nach den Richtlinien MiFID II und IDD gefordert, die Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen verpflichtend in ihre Beratung aufzunehmen. Dabei stehen manche Vorgaben erst 2023 zur Verfügung. Wie bauen Sie Ihren Vertriebspartnern eine Brücke?
P. P.: Genau, wir haben den Fokus deshalb darauf gelegt, den Prozess dieser neuen Beratungsstrecke auch innerhalb der bAV mithilfe eines IT-gesteuerten Beratungstools transparent zu gestalten. Das beginnt bereits mit der Frage, an welcher Stelle des Beratungsprozesses diese Abfrage integriert werden soll. Klar ist jedenfalls, dass die vom Kunden geäußerten Nachhaltigkeitspräferenzen ein zentrales Kriterium der Produktauswahl darstellen und in die Angemessenheits- und Geeignetheitsprüfung integriert werden müssen. Rechtzeitig zum Start können Vermittler das Tool dann begleitend zu ihrem Beratungsprozess einsetzen und dabei gleichzeitig ihre Dokumentationspflichten erfüllen – und haben ergänzend Zugriff auf entsprechende Schulungsmaßnahmen, wie zum Beispiel die Qualifikation zum zertifizierten Nachhaltigkeitsberater. Allein bei unserer letzten Lehreinheit hatten wir über 1.000 Teilnehmer. Das zeigt, dass immer mehr Vermittler erkennen, welche Erfolgschancen sich mit grüner Vorsorge und Geldanlage eröffnen.