Die Erholung des japanischen Aktienmarktes könnte dem Vermögensverwalter WisdomTree zufolge durch mehrere Katalysatoren Rückenwind bekommen. Dazu zählten steigende Unternehmensinvestitionen, Inflation und höheres Lohnwachstum, die politische Förderung von Aktienanlagen, laufende Unternehmensreformen und positive Gewinnrevisionen. Ein Wehrmutstropfen bleibe die Geldpolitik.
WisdomTree verweist auf die Tankan-Umfrage der Bank of Japan (BOJ) vom Dezember 2023. Demnach wollen Produzenten ihre Investitionen im Geschäftsjahr 2024 weiter steigern, um sich auf den nächsten Wachstumszyklus vorzubereiten – und zwar um 14,6 Prozent. „Gestiegene Barbestände japanischer Unternehmen und Arbeitskräftemangel sind wichtige Anreize für langfristige Investitionen in die Automatisierung“, betont Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research bei WisdomTree, in einem aktuellen Kommentar.
Japan stehe an einem demografischen Scheideweg. Der Diffusionsindex (DI) für die Beschäftigungsbedingungen zeige, dass der Arbeitskräftemangel in Japan so groß sei wie seit 30 Jahren nicht mehr. „Um dies zu kompensieren, müssen Unternehmen in die Verbesserung der Produktivität investieren.“
Gleichzeitig erwartet WisdomTree, dass das sinkende Arbeitskräfteangebot aufgrund der alternden Bevölkerung zu erneuten Lohnsteigerungen führt. Ein starkes Lohnwachstum bleibe der Schlüssel zur Nachhaltigkeit der Inflation, und die Inflation dürfe die Wahl der Anleger bei der Vermögensallokation beeinflussen. Gupta: „Solange japanische Aktien weiter von der Inflation profitieren, wäre es unseres Erachtens nur natürlich, wenn größere Kapitalmengen in japanische Aktien fließen würden.“
In diesem Zusammenhang sei erfreulich, dass Japan sich unter der Führung von Premierminister Kishida zu einer Nation wandele, die auf Vermögensverwaltung setze. Um das in Bareinlagen gebundene Finanzvermögen der privaten Haushalte in Höhe von fast 14 Milliarden US-Dollar freizusetzen, führten japanische Politiker Reformen durch, die der Einführung des steueroptimierten Altersvorsorgemodells 401(k)s in den USA in den 1970er Jahren ähnelten.
Ein weiterer positiver Faktor seien die anhaltenden Unternehmensreformen, in deren Rahmen Firmen vermehrt Aktien zurückkauften bzw. Dividenden ausschütteten. Zudem sei die Bandbreite der Gewinnrevisionen in Japan immer noch positiv, im Gegensatz zu den Ertragstrends in China und Europa. „Positive Gewinnrevisionen sowie ein struktureller Trend zu steigenden Eigenkapitalrenditen unterstützen die Outperformance japanischer Aktien gegenüber dem Rest der Welt“, so Gupta.
Eine wichtige Sorge im Jahr 2024 bleibe der geldpolitische Kurs der BOJ, seine Auswirkungen auf den Yen und die Folgen für japanische Aktien. Gupta: „Wir gehen davon aus, dass die BOJ im zweiten Quartal den Negativzinsen ein Ende setzen wird, wobei die Lohnverhandlungen im Frühjahr berücksichtigt werden.“ Der Yen könne im zweiten Halbjahr 2024 aufwerten, wenn sich die Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan verringere. Ein stärkerer Yen könne die Besorgnis über mögliche negative Auswirkungen auf die Gewinne der japanischen Unternehmen wieder aufleben lassen. „Allerdings dürfte ein starker Yen kein allzu großes Hindernis für japanische Aktien darstellen, da der Markt auf eine weitere Belebung der Wirtschaft mit steigenden Löhnen und zunehmenden Investitionen setzt.“