Der Druck auf die Bank of Japan nimmt weiter zu, beobachtet Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Lange werden die Währungshüter aus seiner Sicht nicht mehr standhalten. In den USA sind ebenfalls weiter steigende Zinsen möglich, während der Einlagezins in der Eurozone seinen Höchststand erreicht haben könnte. Dowding geht auf das Thema in seinem Marktkommentar näher ein.
Die US-Renditen haben sich in der vergangenen Woche nach Veröffentlichung der Inflationsdaten nicht wesentlich verändert. Die Kerninflation lag bei 4,3 Prozent und geht nicht so schnell zurück, wie manche vielleicht gehofft hatten. Folglich bleibt die Aussicht auf eine weitere Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Federal Reserve im vierten Quartal bestehen – auch wenn wir für die kommende September-Sitzung eine Pause erwarten.
Wir haben den Eindruck, dass die Teuerung aufgrund veränderter Inflationserwartungen hartnäckiger wird. Sollte sich der Verbraucherpreisindex zwischen 3 und 4 Prozent einpendeln, dürfte es für die Währungshüter schwierig werden, in den kommenden Quartalen die Geldpolitik zu lockern. Vor diesem Hintergrund erscheint es weiterhin verfrüht, in einem Umfeld mit invertierter Renditekurve ein hohes Durationsrisiko zu besitzen.
In der Eurozone haben sich die Renditen in dieser Woche kaum verändert. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Zinsen um 25 Basispunkte anzuheben, scheint knapp gewesen zu sein. Aus unserer Sicht könnte das Direktorium mit der Straffung der Einlagezinsen, die jetzt bei 4 Prozent liegen, fertig sein.
Etwas höhere Inflationsprognosen bei gleichzeitig sinkenden Wachstumserwartungen zeichnen ein eher düsteres Bild für die Aussichten Europas in den kommenden Monaten. In der gesamten Region bestehen Stagflationsrisiken. Am stärksten ausgeprägt sind sie wahrscheinlich im Vereinigten Königreich.
In Japan scheinen Presseerklärungen von Zentralbank-Gouverneur Kazuo Ueda angesichts der steigenden Inflation und des zunehmenden Drucks auf den Yen die Tür für eine frühere Anpassung der Geldpolitik zu öffnen. Die Kerninflation liegt bei 4 Prozent und die Preise scheinen auf breiter Basis zu steigen. Die realen Zinssätze werden immer negativer, während andere Zentralbanken die Zinsen erhöhen. Dadurch ist die Bank of Japan (BoJ) für eine Schwächung des Yen verantwortlich. Die Bemühungen des Finanzministeriums, die Währung zu stützen, sind daher relativ fruchtlos.
Da sich diese Dynamik fortsetzt, wird der Druck auf Ueda und seine Kollegen weiter zunehmen. Wir denken nicht, dass es auf der geldpolitischen Sitzung im September zu einer Änderung des Kurses kommen wird. Allerdings gehen wir davon aus, dass die Inflationsprognosen im Oktober nach oben korrigiert werden. Die Erklärung, eine stabile Inflationsrate von 2 Prozent zu erreichen, könnte den Vorwand für einen weiteren geldpolitischen Schritt darstellen. Die Renditekurvensteuerung könnte dann überflüssig werden.
Inzwischen gehen wir davon aus, dass die BoJ die erste Zinserhöhung auf über 0 Prozent noch vor Ende dieses Jahres vornehmen wird. In Anbetracht dessen halten wir an unserer Überzeugung fest, dass die Renditen längerfristiger japanischer Staatsanleihen weiter steigen müssen. Wir prognostizieren eine Spanne von 1,0 bis 1,2 Prozent bis Ende 2023.
Am Markt für Unternehmensanleihen war die Neuemissionstätigkeit in der vergangenen Woche relativ hoch und dürfte sich nun etwas abschwächen. Die Anlegernachfrage nach neuen Papieren war robust und die geringe Volatilität ist nach wie vor förderlich.
Auch im Bereich der Staatsanleihen war die Nachfrage robust. Die wachsende Besorgnis über eine lockere Finanzpolitik und steigende Defizite kann jedoch die Spreads belasten, wie etwa bei italienischen Papieren in der vergangenen Woche zu beobachten war.“