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Kalter Krieg im All

Juni 2024
Der Wettlauf um die Vorherrschaft im Orbit hat längst begonnen, betont Heinz-Werner Rapp, FERI. Rapp analysiert mögliche Risiken für Unternehmen.
FERI Cognitive Finance Institute
Werner Rapp, FERI Cognitive Finance Institute

Der Wettkampf um die Vormachtstellung im All gewinnt seit einiger Zeit spürbar an Intensität – forciert vor allem durch die fundamentale Rivalität zwischen den Großmächten USA und China. Die rapide Militarisierung des Weltraums wird so zu einem der größten sicherheitspolitischen Risiken des 21. Jahrhunderts. „Der Kalte Krieg im All verschiebt das globale Machtgefüge, indem er strategische Abhängigkeiten und Verwundbarkeiten aufdeckt, Cyberkriegsführung sowie die Entwicklung neuartiger Waffensysteme im All vorantreibt und neues Konfliktpotential auf internationaler Ebene schafft“, sagt Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute in einer aktuellen Analyse zum „Space Cold War“. Rapp analysiert mögliche Risiken.

Der Weltraum werde zunehmend zum Schauplatz geopolitischer Machtausübung, wo Länder wie China und Russland, aber auch der Iran und Nord-Korea („CRINK“) die USA offen herausforderten. Besonders die Abhängigkeit moderner Gesellschaften von satellitengestützter Infrastruktur für Kommunikation, Navigation und militärische Anwendungen stelle ein hohes sicherheitspolitisches Risiko dar. Der Orbit sei längst Teil der kritischen Infrastruktur, was potenziellen Aggressoren neue Angriffsmöglichkeiten biete.

Domänenübergreifende Operationen im Weltraum und im Cyberspace seien besonders gefährlich, da Cyberangriffe moderne Informations-, Kommunikations- und Navigationssysteme – die zunehmend von weltraumgestützter Infrastruktur abhängen – massiv schädigen könnten. Die Fähigkeit, Satelliten auszuschalten oder die Signalübertragung zu stören, werde dabei zu einem zentralen Element militärischer Szenarien. Speziell China forciere diesbezügliche Strategien und habe bereits mehrfach gezielte Attacken auf kritische Systeme und Kommunikationsstrukturen der US-Streitkräfte durchgeführt.

Der Weltraum entwickle sich so zunehmend zu einer zentralen Domäne geopolitischer Strategien, wo Staaten im Rahmen einer neuen „Astropolitik“ ihre Machtansprüche formulieren und ausdehnen. Die verstärkte Ausrichtung offensiver Akteure auf den Weltraum führe auch auf der Erde zu neuen Bedrohungsszenarien und spürbaren Machtverschiebungen. Dieser Aspekt zeige sich unmittelbar in der Ambition von China und Russland, in den nächsten Jahren eine gemeinsame Raumstation auf dem Mond zu errichten. Gleichzeitig verändere die Entwicklung neuartiger Anti-Satelliten-Systeme, Laserwaffen und Hyperschall-Gleitflugkörper bisherige militärische Konzepte und bewirke einen massiven Rüstungswettlauf im All.

China verfolge durch seine ehrgeizigen Raumfahrtprogramme, darunter mehrfache Mondlandungen sowie eine eigene Raumstation, das ausdrückliche Ziel, eine dominante Position im All einzunehmen. „Der Erdorbit spielt heute eine zentrale Rolle in den strategischen Planungen der Großmächte. Die Fähigkeit, Weltrauminfrastruktur zu schützen und Angriffe aus dem All zu verhindern, wird zu einem zentralen Faktor der nationalen Sicherheit“, erklärt Rapp. Unternehmer und professionelle Investoren müssten diese neuen Risiken verstehen und managen, gleichzeitig aber auch die neuen Möglichkeiten nutzen, die sich in diesem dynamischen Umfeld ergeben.