Mit dem aktuellen Hype um KI („Künstliche Intelligenz“) gehen Chancen und Risiken für Anleger einher. Zu dieser Erkenntnis kommt Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments: „Auf der einen Seite wird viel über bahnbrechende Innovationen berichtet, über erfinderische Unternehmen, die mit generativer künstlicher Intelligenz die Lebensqualität vieler Menschen verbessern können“, so Grüner. Auf der anderen Seite würden sich durch KI aber auch neue Möglichkeiten eröffnen, die hohe Aufmerksamkeit der Anleger für betrügerische Aktionen auszunutzen.
Diesen neuen Risiken widmet sich ein aktueller Bloomberg-Bericht, der ausführlich über sogenannte „Deepfakes“ berichtet. Betrüger würden dabei generative KI verwenden, um die Stimmen und Bilder von Menschen zu klonen. Dadurch entstehe sozusagen eine Weiterentwicklung der bekannten Masche, arglosen Personen den Anruf eines geliebten Menschen vorzugaukeln, der scheinbar in finanziellen Schwierigkeiten steckt und schnelle Hilfe benötige. Hierbei sei es immer schon hilfreich gewesen, skeptisch zu sein – umso mehr, wenn die Methoden mit Hilfe der KI nun raffinierter würden.
„Auch die Anlagebetrügereien werden dank der Deepfakes immer ausgefeilter“, bilanziert Grüner. Ein großer Fall habe kürzlich in Großbritannien für Schlagzeilen gesorgt, als Deepfake-Videos von Elon Musk und einem beliebten BBC-Moderator verwendet worden sein, um Anleger zu täuschen. Im zugehörigen Werbeclip werde berichtet, dass Elon Musk eine neue Handelssoftware entwickelt habe, mit der sich riesige Gewinne erzielen lassen würden – und Elon Musk persönlich preist die überragenden Fähigkeiten dieser Software an. Ein Vorläufer dieser Masche sei bereits in Deutschland zu beobachten gewesen, als Betrüger die Protagonisten der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ ohne deren Wissen zu Werbezwecken für eine Krypto-Handelsplattform missbraucht hätten. „Anleger sollten sehr vorsichtig sein – auch scheinbar prominente Befürworter sind kein Zeichen für die Güteklasse einer Investition“, warnt Grüner.
CYBERKRIMINALITÄT
Was können Sie also tun, um Ihr Risiko zu verringern? „Denken Sie daran, dass Investitionen, die zu gut klingen, um wahr zu sein, es in der Regel auch sind“, betont Grüner. „Wenn Sie in den ‚gesponserten Ergebnissen‘ der Suchmaschine Ihrer Wahl etwas sehen, das wie eine gute Anlagemöglichkeit aussieht, seien Sie skeptisch. Wenn Sie daran interessiert sind, stellen Sie unabhängige Nachforschungen an, um sicherzugehen, dass es sich um ein echtes Angebot handelt – ganz gleich, wie glänzend die Website und die angebliche Renditeentwicklung sind.“
Und auf der anderen Seite sei es wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen, denn die künstliche Intelligenz bringe auch zahlreiche gute Dinge mit sich. Die großen langfristigen Gewinner einer neuen Technologie seien jedoch oft nicht diejenigen, die die zugrunde liegende Technologie – in diesem Fall die generative KI – entwickeln würden. Vielmehr seien es die kreativen Nutzer, die die Technologie einsetzen würden, um neue Dinge zu tun, Probleme zu lösen und das Leben besser zu machen – und dabei Gewinne und Erträge für die Investoren erwirtschaften.
„Skepsis und Vorsicht sind gefragt, wenn Anleger mit den Schattenseiten der KI-Entwicklung in Berührung kommen“, resümiert Grüner. „Bei ‚intelligenten‘ Betrügern ist maximale Wachsamkeit erforderlich, gerade wenn es um verlockende Investitionsmöglichkeiten geht.“ Profitieren könnten Anleger sehr wohl von der KI-Entwicklung – allerdings sei hierbei eine gewisse Geduld erforderlich. Die Gewinner der fernen Zukunft seien immer unvorhersehbar. Bei Aktieninvestitionen mit langfristigem Anlagehorizont sei es wie immer ratsam, die Risikodiversifikation niemals aus dem Fokus zu rücken.