Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft und ist bereits heute aus vielen Bereichen unseres Lebens nicht mehr wegzudenken. So hilft sie uns durch selbstlernende Algorithmen nicht nur, komplexe Problemstellungen zu lösen, sondern auch menschliche Fähigkeiten nachzubilden bzw. zu erweitern. Das Spektrum möglicher Einsatzgebiete für KI ist dabei ebenso groß wie die Anzahl der Unternehmen und der einzelnen Teilgebiete des Technologiesektors, die von dem jüngsten Hype rund um ChatGPT profitieren dürften.
Um die Fähigkeiten von KI gänzlich zu entfalten, sind beispielsweise enorme Investitionen in den Aufbau schnellerer Daten- und Rechenzentren erforderlich, für die allerdings neue Hochleistungschips (GPU) benötigt werden. Denn erst mit den hohen Rechenleistungen der GPUs ist es möglich, eine nahezu unbegrenzte Datenmenge schnell auszuwerten. Hier ist NVIDIA, dessen Börsenwert inzwischen weit über 1.100 Mrd. US-Dollar liegt, mit einem Marktanteil von 84 Prozent führend. Die jüngste Entwicklung rund um KI sollte aber auch allgemein zu einer Nachfragebelebung des Halbleitersektors führen, wobei auch die Nachfrage nach speziellen Speicherchips, sogenannten DDR5-DRAM, zunehmen dürfte. Für Datenzentren in der Cloud sind zudem für KI-Workloads sogenannte High-Speed-Switching-Lösungen, wie solche von Broadcom, erforderlich.
Gleichzeitig ist zu erwarten, dass die großen US-Cloudanbieter ihre Marktmacht weiter ausbauen und eine wichtige Rolle beim Aufbau schneller KI-Rechenzentren spielen werden. Marktführer ist hier AWS von Amazon mit einem Marktanteil von 32 Prozent, gefolgt von Azure von Microsoft mit 23 Prozent sowie Google Cloud mit zehn Prozent Marktanteil. Viele der auf „Large Language Modelling“ (am bekanntesten ist derzeit ChatGPT) spezialisierten Start-ups nutzen diese Cloud-Dienste bereits. Bislang wuchs Azure deutlich schneller als vergleichbare Produkte am Markt und auch der aktuelle Marktführer AWS. Zudem könnte sich Azure aufgrund der Integration von ChatGPT in das Cloudgeschäft, in die Office-Programme von Microsoft sowie in die Suchmaschine Bing einen Vorsprung bei KI verschaffen.
Von der jüngsten Entwicklung im Markt für KI sollten aber auch Softwareunternehmen profitieren. Dies gilt jedoch nicht flächendeckend: So muss eine spezielle KI-Lösung einen echten Mehrwert bieten, der wiederum größer sein muss als der negative Effekt, bedingt durch eine geringere Nutzung der Software aufgrund von weniger benötigtem Personal. In diesem Kontext ist Microsoft dank der Nutzung von ChatGPT bereits gut positioniert. Schließlich hat das generative Sprachmodell bereits weit über 100 Mio. Nutzer und ist damit die erste breit genutzte KI der Welt. Andere Anbieter arbeiten wiederum mit staatlichen Behörden, wie u. a. dem Militär, zusammen. Solche KI-Lösungen sollen etwa verdächtige Aktivitäten frühzeitig erkennen und diese melden.
Generell ist Größe ein Wettbewerbsvorteil, da Investitionen in KI-Lösungen oftmals sehr langwierig sind und enorme Ressourcen für Forschung und Entwicklung erfordern. Doch mit KI steigt das Risiko, dass große etablierte Unternehmen verdrängt werden und ihre bisherige Marktmacht verlieren. Dies zeigt sich bereits am Beispiel von ChatGPT. Interessant wird daher sein, welche Unternehmen vom jüngsten Innovationsschub rund um KI langfristig profitieren werden. Doch eines steht jetzt schon fest: Die jüngste Entwicklung von KI hat das Potenzial, den Technologiesektor nachhaltig zu verändern.