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Lukrative Therapien

November 2023
Der Kampf gegen Autoimmunerkrankungen eröffnet neue Anlagechancen, erklärt Jürgen Siemer, Senior Analyst Healthcare bei Swisscanto.
Swisscanto
Jürgen Siemer, Swisscanto

Der globale Markt für Medikamente zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen dürfte jährlich bald einen Umsatz von 100 Milliarden US-Dollar erzielen, konstatiert Jürgen Siemer, Senior Analyst Healthcare bei Swisscanto. Und er wächst weiterhin kräftig. Treiber ist die starke Zunahme dieser Krankheiten. Studien zufolge ist mittlerweile weltweit jedes zehnte Individuum davon betroffen. Die Häufigkeit solcher Krankheiten hat vor allem in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Bei Autoimmunerkrankungen sind einzelne oder mehrere Organe chronisch entzündet. Die Entzündung bleibt oder tritt in regelmäßigen Schüben auf. Dabei attackiert das körpereigene Immunsystem gesund erscheinende Zellen und beschädigt oder zerstört diese sogar. Zu den häufig vorkommenden Autoimmunerkrankungen zählen etwa Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Multiple Sklerose, Typ-1 Diabetes, Psoriasis (Schuppenflechte) oder Zöliakie.

Weshalb manche Menschen Autoimmunerkrankungen entwickeln, ist Gegenstand intensiver Forschung. In manchen Fällen werden Autoimmunkrankheiten vererbt. Bekannt ist auch, dass sie durch das Älterwerden und durch Umwelteinflüsse begünstigt werden können. Dazu zählen beispielsweise Infektionen, Ernährung, Stress oder Umweltverschmutzung. Die genauen Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen, beginnend von der oder den Ursachen bis hin zu den Krankheitssymptomen, werden bisher noch nicht vollständig verstanden. Die Pharmaforschung kann somit noch keine Therapien anbieten, die an den Ursachen ansetzen. Sie stellt jedoch Medikamente bereit, welche die Immunreaktion des Körpers regulieren. Die Symptome von Autoimmunerkrankungen können somit kontrolliert beziehungsweise abgeschwächt werden. Dank dieser Medikamente führen viele Betroffene ein deutlich beschwerdefreieres Leben.

Der Erfolg solcher Medikamente zeigt sich beispielhaft am Medikament Humira. Humira ist ein sogenannter TNF-Blocker. Diese zählen zu den wichtigsten Inno­vationen in der Immunologie der vergangenen Jahrzehnte. Humira dient der Behandlung von schwerer Plaque-Psoriasis und Rheumatoider Arthritis. Entwickelt wurde es vom amerikanischen Unternehmen AbbVie. Das Medikament, dessen Patent nun jedoch abgelaufen ist, hat bisher akkumuliert über 200 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert. Das ist Weltrekord. Mehrere mittlere und größere Pharmaunternehmen konkurrieren im Wachstumsmarkt der Autoimmunerkrankungen. Wir beobachten vor allem Unternehmen, die in der Erforschung der Krankheiten am weitesten fortgeschritten sind, wobei natürlich gleichzeitig die höheren branchen- und unternehmens­spezifischen Risiken zu berücksichtigen sind. Gleichzeitig fokussieren wir uns auf Firmen, die versuchen, auslösende Faktoren und Wirkungszusammenhänge von Autoimmunerkrankungen zu identifizieren, beginnend von der Genetik und der Umwelt bis hin zu den Symptomen der Betroffenen. Generell eröffnet der Kampf gegen Autoimmunerkrankungen interessante Anlagechancen und bietet Investierenden entsprechende Opportunitäten.