Am 23. März, dem diesjährigen Weltwassertag, startet die dreitägige Wasserkonferenz der Vereinten Nationen (UN) in New York. Dort sollen dringende Maßnahmen zur Bewältigung der globalen Wasserkrise angestoßen werden. Der Hintergrund: Der Anteil der Weltbevölkerung, der sicher verwaltete Trinkwasserdienstleistungen nutzt, ist nach UN-Angaben von 2015 bis 2020 um lediglich vier auf 74 Prozent gestiegen. Gleichzeitig haben derzeit jedoch etwa zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitätsversorgungen. So können zwar beispielsweise 92 Prozent der Europäer auf sichere Trinkwasserquellen zugreifen, aber nur jeder Zweite im östlichen Mittelmeerraum und nur jeder dritte Afrikaner (siehe Grafik).
Beim Fondsanbieter Ökoworld geht man davon aus, dass die Entscheidungsträger in den entwickelten Regionen von der UN klare umsetzbare und ambitionierte Handlungsempfehlungen erhalten. Sie sollten diese rasch umsetzen und dabei den Entscheidungsträgern in den ärmeren Regionen ihre Unterstützung bei der Umsetzung anbieten. „Viele Ansätze zum Einsparen oder zur Gewinnung von Trinkwasser oder zum Ersatz des Trinkwassers stehen bereit und könnten anderen benachteiligten Menschen sauberes Trinkwasser und damit auch Gesundheit, Bildung und Ernährung in den ärmeren Regionen dieser Welt überhaupt ermöglichen“, sagt Nedim Kaplan, Senior Portfolio Manager und stellvertretender Leiter Portfoliomanagement bei der Investmentgesellschaft. Vonseiten der UN wird betont, dass Wasser als grundlegender Bestandteil des Lebens die Erreichung vieler der insgesamt 17 Sustainable Development Goals, kurz SDGs, durch enge Verknüpfungen unterstützt, sei es bei Klima, Ernährungssicherheit oder Armutsvermeidung.
Klare vorgaben erwartet
Im Vorfeld der UN-Wasserkonferenz haben BNP Paribas Asset Management und Impax zusammen mit einer Gruppe von Investoren einen Brief an die Regierungen zur Wasserkrise unterzeichnet, berichtet Justin Winter. Davon ausgehend, dass die globale Wasserkrise ein systematisches finanzielles Risiko für fast alle Volkswirtschaften darstellt und die Klimakrise diese Bedrohungen vervielfacht, wurden in dem Brief vier Forderungen gestellt, darunter die Verpflichtung der Regierungen, sich zu ehrgeizigen kurzfristigen Wasserzielen zu verpflichten und einen Weg für jeden wasserabhängigen Sektor zu skizzieren. Der Co-Portfolio Manager des BNP Paribas Aqua Fonds betont: „Wir hoffen, dass die Konferenz Bewegung in diese Fragen bringen wird, damit die Anleger die wasserbezogenen Risiken, denen sie ausgesetzt sind, besser verstehen können.“
Nach Einschätzung des Fondsanbieters Swisscanto steht die Konferenz allerdings unter „keinem allzu erfreulichen Stern“, da der Fokus auf den zahlreichen, anlässlich der ersten UN-Wasserkonferenz von 1977 identifizierten, aber ungelösten Wasserproblemen liege. Jonas Knüsel, Manager des Swisscanto (LU) EF Sustainable Global Water, fügt aber hinzu: „Wir sind zuversichtlich, dass der erneute Fokus auf die definierten Ziele und Maßnahmen zusätzlichen Rückenwind auslösen und die Länder bei der Umsetzung voranbringen wird.“
staatliche Förderprogramme geben rückenwind
Zusätzlichen Rückenwind für Anleger verspricht sich der Fondsanbieter auch mit Blick auf politische Investitionsprogramme, insbesondere den US-Inflation Reduction Act oder den European Green Deal, die explizit auch Investitionsmittel für die Wasserinfrastruktur beinhalten würden. Denn die Programme sollen die lokale Resilienz der Infrastruktur stärken und die Einflüsse des fortschreitenden Klimawandels mindern – dabei hat die Politik nach Einschätzung von Swisscanto erkannt, dass die Wasserinfrastruktur ein entscheidendes Teilstück dieser Bestrebungen darstellt. „Die Wasserindustrie ist historisch pro Jahr im Durchschnitt ca. vier bis sechs Prozent gewachsen und dies relativ unabhängig vom Wirtschaftszyklus“, beschreibt Knüsel einen generellen Vorteil für Anleger im Wassersektor. So sei es den Unternehmen gelungen, ihre Gewinne überproportional zum Umsatz zu erhöhen, was für starke Marktpositionen der Firmen spreche. Mittel- bis langfristig seien die Ertragsaussichten der Wasserindustrie daher „überaus attraktiv“.
ETF ist performance-Sieger
Die beste Performance auf Fünf-Jahres-Sicht erzielt derzeit der ETF von iShares auf dem S&P Global Water 50 Index. Der börsengehandelte Fonds investiert passiv in ein konzentriertes Portfolio von aktuell 43 Titeln. Allein die größten drei Positionen decken rund 20 Prozent des Fondsvermögens ab. Es sind Xylem, ein Produzent von Anlagen zur Wasseraufbereitung und Instrumenten zur Wasseranalyse, und der US-Wasserversorger American Water Works, die beide in vielen Wasserfonds zu finden sind. Der Dritte im Bunde ist der britische Wasserversorger Severin Trent. Insgesamt ist der Fonds etwa hälftig in Versorger und Industriewerte investiert.
Aktiv gemanagte Wasserfonds sind hier häufig anders aufgestellt. Der BNP Paribas Aqua Fonds hält lediglich einen 20-prozentigen Anteil an Versorgern. Dabei betrachtet das Fondsmanagement die Branche als entscheidende Akteure bei der nachhaltigen Erzeugung und Aufbereitung von Wasser. Zudem würden sie durch die staatlichen Regulierungen einen Beitrag zur Ertragsstabilität im Portfolio leisten. „Wir sind derzeit insgesamt vorsichtig konstruktiv, was Versorger betrifft, da sie einerseits defensive Geschäftsmodellcharakteristika aufweisen und einen guten Inflationsschutz bieten, aber andererseits als klassisches ‚Long Duration‘-Asset unter einem Umfeld der steigenden Zinsen leiden“, erläutert der Swisscanto-Fondsmanager, warum der Sektor aktuell ebenfalls nur mit 20 Prozent gewichtet ist.
Beide Wasserfonds investieren mehr als die Hälfte des Fondsvermögens in die Wasserindustrie. „Im Rahmen der industriellen Exposition des Portfolios bieten Unternehmen eine sehr breite Palette von industriellen Wasserlösungen an, Filtersysteme, Lecksuchsysteme, Wasserpumpen bis hin zu Bewässerungssystemen, um nur einige zu nennen“, begründet der BNP Co-Portfolio Manager. Bei Swisscanto stößt man in dasselbe Horn und verweist auf eine breite Anzahl an industrieller „Hardware“ angefangen bei Pumpen, Rohrleitungen und Filtern über Messinstrumente und Sanitärprodukte bis hin zu Bauplanungs- und Engineering-Dienstleistungen. Während der Swisscanto Equity Fund Sustainable Global Water mittelgroße Unternehmen bevorzugt, dürften die Franzosen auf große Standardwerte setzen. Denn das Fondsvermögen ist mit fast 3,5 Milliarden Euro rund zehn Mal so groß wie das des Fonds der Schweizer.
Atomenergie ausgeschlossen
„Wir sind vergleichsweise stark bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen engagiert, mit Fokus auf profitable Nischen“, sagt der Senior Portfolio Manager mit Blick auf den Ökoworld Water for Life. Die Hälfte des Fondsvermögens ist in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung sowie prozesseffiziente Wassernutzung investiert. Auch der Klima-, Gewässer- und Grundwasserschutz spielt eine hervorgehobene Rolle. Gegenüber anderen Wasserfonds hebt sich der Ökoworld-Fonds jedoch recht stark ab, sagt Kaplan und begründet dies damit, dass man bei den Investitionen zu 100 Prozent nachhaltige Anlageziele verfolge und dabei strenge Ausschlusskriterien anwendet. „Dementsprechend genügen viele Titel, die in anderen Fonds mit Wasserbezug regelmäßig im Portfolio zu finden sind, nicht unseren ethischen/ökologischen Ansprüchen“, sagt der Portfolio Manager und verweist beispielhaft auf Pumpenhersteller, die gleichzeitig Zulieferer für Atomenergie sind. Dieser Bereich ist nicht nur wegen der Störfallrisiken und ungelösten Entsorgungsfrage tabu, sondern auch wegen des übergroßen Wasser-Fußabdrucks. „Zum Kühlen der Reaktoren werden Unmengen an Wasser benötigt, die gewöhnlich aus Flüssen entnommen werden“, ergänzt Kaplan. Als weitere Beispiele nennt er den häufig als Top-Ten-Titel ausgewiesenen US-Hersteller von Test- und Messsystemen Danaher, der auch Komponenten für Waffensysteme herstellt und die schwedische Alfa Laval, die nicht nur Wärmetauscher und Pumpen, sondern auch Kühlsysteme für Kernkraftwerke produziert.
neuer Fondsmanager
Stattdessen ist der Ökoworld Water for Life in Unternehmen investiert, die man nicht unbedingt in einem Wasserfonds erwarten würde. Gemeint ist z. B. das Softwareunternehmen Adobe, das bekanntermaßen eine komplett digitale Verarbeitung von Dokumenten ermöglicht und somit einen Beitrag dazu leistet, die hohen Wasserverbräuche zu verringern, die bei der Produktion von Papier entstehen. Als weiteres Beispiel verweist der Fondsanbieter auf Shimano, der sich als Hersteller von Fahrradkomponenten, auf die permanente Minimierung von Umweltauswirkungen durch die Verringerung von Energie-, Material- und Wasserverbräuchen fokussiert habe. „Wir passen mit unseren strengen Kriterien nicht in diese konventionelle Benchmarkwelt von S&P oder MSCI“, begründet Kaplan, warum der Vergleich innerhalb der Fondsgruppe hinke, der dem Wasserfonds unterdurchschnittliche Anlageergebnisse attestiert. Möglicherweise wird sich das aber zukünftig ändern. Denn seit August 2022 hat Michael Molter den Ökoworld Water for Life als Lead-Fondsmanager übernommen. Molter begleitet das Fondshaus seit über zwölf Jahren als Investor und Fondsmanager.
„Eine Wasser-Aktie ist nicht per se nachhaltig“, sagt Knüsel und verweist beispielhaft auf bestimmte Versorger, die trotz hohem Wasserbezug ausgeschlossen werden, weil sie ebenfalls im Bereich der Stromproduktion durch Kohle tätig sind. „Dies ist ein hartes Ausschlusskriterium des Swisscanto Nachhaltigkeitsansatzes“, sagt der Fondsmanager des Swisscanto Equity Fund Sustainable Global Water. Was sind bspw. nachhaltige Unternehmen, die einen wichtigen Beitrag dafür leisten, die Wassernachfrage vom Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Wohlstandswachstum zu entkoppeln? Neben Xylem nennt Knüsel zum einen Evoqua Water Technologies. Das Unternehmen biete ein breites Portfolio an Produkten und Dienstleistungen für Kunden aus dem öffentlichen Bereich wie Wasserversorger sowie Industriekunden an. Hierzu gehörten insbesondere Desinfektions-, Filtrations- und Reinstwassersysteme. Zum anderen verweist er auf Valmont Industries. Das Unternehmen sei Marktführer bei der Herstellung von wassersparenden Karussell-Beregnungssystemen für den Einsatz in der Landwirtschaft – einem zentralen Aktionsbereich, da er für rund 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich gemacht wird.