Am Aktienmarkt könnte dem Vermögensverwalter BNY Mellon Investment Management (BNY Mellon IM) zufolge ein Regime-Wechsel bevorstehen: Das Umfeld könne ungünstiger für Wachstums- und günstiger für Dividendenwerte werden. „Die Rückkehr zu einem normaleren Wirtschaftsumfeld könnte unserer Meinung nach zu einem Wechsel an der Spitze der Aktienmärkte führen“, sagt Jon Bell, Co-Portfoliomanager des BNY Mellon Global Equity Income Fund bei BNY Mellon IM.
Die Zentralbanken stehen nach Ansicht des Experten vor der Frage, ob sie die Zinsen senken sollten. „Unserer Ansicht nach sind aggressive Zinssenkungen im derzeitigen Umfeld unwahrscheinlich“, sagt Bell. Der Vermögensverwalter erkennt derzeit zwei makroökonomische Themen – den starken Staat und den Wettbewerb der Großmächte. „Beide haben einen inflationären Effekt.“ Beispiele für die Auswirkungen dieser Themen seien in den Interventionen der Zentralbanken, den Covid-Lockdowns und dem Einfluss auf die Energie- und Lebensmittelpreise zu sehen. Hinzu kämen Auseinandersetzungen zwischen liberalen Demokratien und Autokratien, der Wettbewerb um technologische Überlegenheit sowie die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten.
„Unserer Ansicht nach fallen diese Themen schwerer ins Gewicht als die globalen disinflationären Faktoren, wie etwa die ungünstige demografische Entwicklung, die hohe Verschuldung und technologische Disruptionen“, sagt Bell. „Wir denken daher, dass der ‚Geist der Inflation‘ aus der Flasche entkommen ist.“
Der Experte verweist auf die lange Phase nach der globalen Finanzkrise, die von quantitativen Lockerungen und niedrigeren Zinsen geprägt war. „Davon profitierten Wachstumsaktien – jedoch nicht die Dividenden.“ Diese Ära des ‚billigen Geldes‘ sei mittlerweile vorbei. Infolgedessen könne es zu einem Wechsel an der Spitze der Aktienmärkte kommen, zugunsten dividendenstarker Aktien. Dafür sieht Bell zwei Gründe: „Zum einen gewinnen Dividenden in einem Umfeld höherer Zinsen an Bedeutung für die Rendite, da die Dividendenrendite in der Regel weniger volatil ist als die Kapitalrendite. Darüber hinaus ist der Aufzinsungseffekt bei Dividenden entscheidend für langfristige Aktienrenditen.“
In der Vergangenheit habe sich die Bedeutung von Dividenden beim Platzen von Wachstumsaktienblasen gezeigt, etwa 1930 nach dem Börsencrash im Jahr 1929 sowie in den 2000er Jahren. Auch in den 1970er Jahren, als die Inflation zum letzten Mal eine entscheidende Rolle für viele Volkswirtschaften gespielt habe, sei dies der Fall gewesen. „Die Abkehr von ‚billigem Geld‘ könnte zu einer Veränderung bei den Spitzenreitern am Aktienmarkt führen“, schlussfolgert der Fondsmanager. „Wir halten es für wahrscheinlich, dass wir die 2020er-Jahre im Rückblick als ein Jahrzehnt betrachten werden, in dem die Dividenden entscheidend für die Rendite waren.“