Während Aktien- und Anleihemärkte im dritten Quartal 2022 Kursverluste auf breiter Front verzeichneten, zeigte sich bei liquiden alternativen Anlagestrategien ein gemischtes Bild. Laut einem aktuellen Bericht der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP) konnten in diesem Jahr insbesondere Hedgefondsstrategien punkten, die systematisch Ineffizienzen des Makroumfelds nutzen. So hat der HFRI Macro: Systematic Diversified Index in den ersten neun Monaten um 19,5 Prozent zugelegt, 3,6 Prozent davon im dritten Quartal. Die Aufwertung des US-Dollars, Short-Positionierung bei Anleihen und Aktien sowie Volatilitätsprämien haben den Autoren zufolge maßgeblich zur positiven Performance beigetragen.
POTENZIAL FÜR EQUITY LONG/SHORT
Im Gegensatz dazu litten Aktienstrategien, die sowohl auf steigende als auch auf fallende Aktienkurse setzen können („Equity Long/Short“), unter dem negativen Umfeld für Aktien und büßten im vergangenen Quartal 2,3 Prozent ein. „Das war erwartbar, wenn man berücksichtigt, wie diese Fondsmanager ihre Rendite erwirtschaften. Wir sehen aber ein positives Zeichen darin, dass die Strategien funktionieren und der Stress im Bankensektor begrenzt ist“, erläutert Kier Boley, CIO Alternative Investment Solutions bei UBP. Für die kommenden Monate sieht der Alternatives-Experte Potenzial zunächst für marktneutrale Long/Short-Strategien, im weiteren Verlauf aber auch für direktionale Aktien-Hedgefonds. Diese Strategien benötigten keine Aktienrally, um eine attraktive Rendite zu erzielen. Entscheidend sei, dass die Kursentwicklung der Einzelaktien eine hohe Spreizung aufweise. „Viele der Manager berichten, dass sie in ihrer Karriere noch nie einen so hohen Fundamentalwert wie aktuell in ihren Long-Büchern hatten“, so Boley. Das gelte insbesondere für Small- und Mid-Caps.
CHANCEN FÜR CREDIT-STRATEGIEN
Mit dem wachsenden Rezessionsrisiko 2022 und 2023 sowie der abnehmenden Liquidität an den Märkten böten sich vor dem Hintergrund steigender Risikoaufschläge und hoher Volatilität zunehmend Chancen für Stressed- und Distressed-Debt-Strategien. Auch von Makro- und Rohstoff-Strategien dürften Investoren weiterhin überdurchschnittlich profitieren. Allerdings mache die aktuelle Risk-Off-Positionierung die Kategorie anfällig gegen eine kurzfristige Erholungsrally, gibt der Experte von UBP zu bedenken.
Für 2023 wird über US-Staatsanleihen ein risikofreier Zins von 5 Prozent erwartet. Damit stelle sich für viele Investoren die Frage, wo sie noch attraktive Risikoprämien erhalten. Insgesamt rechnet die UBP damit, dass mit der Rückkehr der „orthodoxen Geldpolitik“ auch die Überrenditen für alternativen Anlagestrategien wieder am langfristigen Trend anknüpfen und im Vergleich zu den 2010er Jahren steigen werden. Nachdem alternative Anleihestrategien in der vergangenen Dekade Überrenditen in erster Linie aus ihrem Long-Positionen generiert haben, dürften in den kommenden Jahren die Short-Positionen bei schwachen Emittenten zunehmend mehr zur Rendite beitragen.