Auf ihrer März-Sitzung erhöhte die US-Notenbank Fed ihren Leitzins um 25 Basispunkte (Bp) und signalisierte gleichzeitig einen vorsichtigeren Ausblick, konstatieren Tiffany Wilding, PIMCO-Ökonomin für Nordamerika, und Alison Boxer, Ökonomin bei PIMCO, in ihrem aktuellen Marktkommentar. Denn die Fed-Mitglieder haben mit den jüngsten Spannungen im Bankensektor sowie einer hohen Inflation zu kämpfen.
In der Tat räumte die Fed in ihrer Erklärung ein, dass „die jüngsten Entwicklungen wahrscheinlich zu einer Verschärfung der Kreditbedingungen für Haushalte und Unternehmen führen und die Wirtschaftstätigkeit, die Einstellung von Arbeitskräften und die Inflation belasten werden“. Die Fed-Vertreter deuteten auch an, dass sie nach dieser Zinserhöhung möglicherweise eine Pause einlegen könnten. Sie erklärten, dass eine weitere Straffung der Politik „möglicherweise“ angebracht sei. In der letzten Erklärung vom Februar lautete die Formulierung noch, dass eine weitere Straffung „angebracht sein wird“.
Die Anhebung der Zinssätze und die gleichzeitig signalisierte erhöhte Vorsicht beim Ausblick spiegeln wider, dass die Fed weiterhin einen Balanceakt unternimmt: Einerseits versuchen die Zentralbanker, die Inflationserwartungen zu steuern, indem sie ihre anhaltende Entschlossenheit zur Inflationsbekämpfung betonen. Andererseits müssen sie aber auch anerkennen, dass die Rezessionsrisiken zugenommen haben, da die angespannte Finanzlage und der Stress im Bankensektor die Wirtschaft behindern.
Insgesamt glauben wir, dass der Stress im Bankensektor zu einer Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit, der Nachfrage und schließlich der Inflation führen wird. Das führt dazu, dass die Fed weniger tun muss, um die Finanzbedingungen ausreichend zu straffen. Infolgedessen hat sich die Notenbank wahrscheinlich dem Ende des Zinserhöhungszyklus genähert. Wir weisen jedoch darauf hin, dass die Beibehaltung einer restriktiven Politik etwas anderes ist als der Beginn einer Normalisierung oder gar Lockerung der Politik. Der Zeitpunkt und die Geschwindigkeit eines Zinssenkungszyklus werden davon abhängen, wie sich die Inflations- und Finanzstabilitätsrisiken im Laufe der Zeit entwickeln.
MAKRODATEN STÄRKER ALS ERWARTET
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den Wochen und Tagen vor der Fed-Sitzung im März rasch und deutlich verändert. Nachdem die Fed auf ihrer letzten Sitzung das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamt hatte (um 25 Bp), deuteten die Konjunkturdaten im Februar und März auf ein stärkeres Wachstum als erwartet hin. Erstens wurden die Inflationsdaten für das vierte Quartal – die zuvor auf eine deutlichere Abschwächung der Inflationsrate in den USA hindeuteten – nach oben korrigiert. Zweitens verzeichnete die US-Wirtschaft weiterhin einen deutlich über dem Trend liegenden Beschäftigungszuwachs, der allein in den ersten beiden Monaten des Jahres mehr als 800.000 Arbeitsplätze umfasste. Und schließlich deuteten breitere Konjunkturindikatoren darauf hin, dass sich der Konsum und das verarbeitende Gewerbe im Jahr 2023 wieder beschleunigten, nachdem sie 2022 auf schwachen Füßen gestanden hatten.
Vor diesem Hintergrund nutzte Fed-Chef Jerome Powell seine halbjährliche geldpolitische Ansprache vor dem Kongress Anfang März, um die Tür für eine Zinserhöhung um 50 Bp zu öffnen. Die Situation änderte sich jedoch schnell, als nur wenige Tage später die Silicon Valley Bank (SVB) einen Bank-Run erlebte. Die geldpolitischen Entscheidungsträger konzentrierten sich auf die Frage, inwieweit die Störung der Banken – und der von ihnen vermittelten Kredite – die Wirtschaftsaussichten beeinflussen würde.
ZURÜCKHALTENDE ANHEBUNG
Angesichts dieser konkurrierenden Herausforderungen hob die Fed den Leitzins um 25 Bp an, signalisierte aber auch Vorsicht und Datenabhängigkeit inmitten erhöhter Unsicherheit. Powell betonte stattdessen, dass nicht mehr mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen sei, sondern dass diese „möglicherweise“ erforderlich sein werden. Die Fed-Vertreter nahmen auch nur minimale Änderungen am so genannten Dot-Plot und an den Wirtschaftsprognosen vor. Das spiegelt die erhöhte Unsicherheit und die verschiedenen Faktoren wider, die die Aussichten trüben. Während der Pressekonferenz betonte Powell die Widerstandsfähigkeit des US-Bankensystems. Er räumte aber auch ein, dass die Fed-Beamten genau beobachten würden, inwieweit die jüngsten Entwicklungen zu einer Verschärfung der Kreditbedingungen führen. Diese könnte seiner Meinung nach dazu beitragen könnte, die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen auszugleichen.
Zwar mögen sich die Insolvenzen der SVB und der Signature Bank im März letztlich als Einzelfälle erweisen. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass sie trotz der Maßnahmen, die die Politik zur Stützung des Bankensektors ergriffen hat, zu einer Verlangsamung des Kreditwachstums in der Gesamtwirtschaft führen. Es bedarf nicht unbedingt eines massiven, systemischen Deleveraging-Ereignisses (wie im Jahr 2008), damit die Wirtschaft in eine Rezession gerät. Eine Verlangsamung des Kreditwachstums allein kann schon ein bedeutender Gegenwind für das BIP-Wachstum sein.
Die konkurrierenden Herausforderungen, mit denen sich die Fed auf der März-Sitzung konfrontiert sah, werden im Laufe der Zeit zu einem schwächeren Wachstum und schließlich zu einer niedrigeren Inflation führen werden. Kleinere regionale und kommunale Banken sind besonders wichtig für die Kreditvergabe an kleine Unternehmen, auf die wiederum etwa 50 Prozent der gesamten US-Beschäftigung entfallen. Da sich die Wirtschaft aufgrund der restriktiveren Kreditbedingungen verlangsamt, sind wir der Ansicht, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ein wichtiger Kanal sind, über den diese Störung (mit Verzögerung) auf die Arbeitsmärkte und die Inflation übergreifen könnte.
Daher befindet sich die Fed am Ende des Zinserhöhungszyklus oder steht kurz davor. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass die Fed schnell zu einer Lockerung übergehen dürfte. Zeitpunkt und Geschwindigkeit eines eventuellen Zinssenkungszyklus werden wahrscheinlich davon abhängen, wie schnell die Realwirtschaft auf die jüngste Straffung reagiert.