Der Anteil der ausstehenden US-Staatsanleihen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat sich in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht. Vor nicht allzu langer Zeit schien dies angesichts der niedrigen langfristigen Zinssätze nach der großen Finanzkrise noch erschwinglich zu sein, betont Christian Scherrmann, US Volkswirt der DWS. In den vergangenen Jahren sind die Nettozinsen auf Staatsanleihen jedoch auf über drei Prozent des BIP gestiegen und tummeln sich auf einem Niveau, das zuletzt vor mehr als 30 Jahren dauerhaft erreicht wurde.
Die bestehende Zinslast allein gibt allerdings immer noch ein nur unzureichendes Bild über das langfristige Ausmaß der Schuldenherausforderung. Seit Anfang der 1980er Jahre sanken sowohl die Inflation als auch die langfristigen Zinsen in den USA und den meisten anderen Industriestaaten. Dennoch gab es Anfang der 1990er Jahre eine Phase, in der Anleihehändler die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen in die Höhe trieben und die neue Clinton-Regierung dazu zwangen, ihre Ausgabenambitionen zurückzuschrauben. Im Gegensatz dazu hat die jüngste Inflation das nominale BIP bereits gesteigert, während die Nettozinszahlungen noch immer die Kupons widerspiegeln, die vor dem Wiederaufflammen der Inflation festgeschrieben wurden. Sollten die U.S.-Defizite steigen, könnten die Bond Märkte ähnlich wie unter Clinton reagieren und die Refinanzierung noch deutlich weiter verteuern.
„Vor diesem Hintergrund sehen wir einige echte Einschränkungen bei der Umsetzung weiterer fiskalischer Lockerungen“, argumentiert Scherrmann. „Denken Sie daran, dass eine der Hauptprioritäten darin bestehen wird, die wichtigsten Bestimmungen des Tax Cuts and Jobs Act, der während Trumps erster Amtszeit verabschiedet wurde, über ihre Auslauffrist im Dezember 2025 hinaus zu verlängern. Aber da sich die Menschen an diese niedrigeren Steuern gewöhnt haben, würde dies lediglich eine fiskalische Bremse vermeiden, nicht jedoch neue fiskalische Impulse setzen.“
Natürlich könnten auch andere Einnahmen, wie etwa die Einführung neuer Zölle, Deregulierungsmaßnahmen zur Ankurbelung des Wachstums oder Ausgabenkürzungen, dazu beitragen, das Defizit mittelfristig zu verringern. Und wie gesagt, es ist noch früher Tage. Dennoch glauben wir, dass viele der im Wahlkampf gemachten Steuer- und Ausgabenvorschläge wahrscheinlich zurückgeschraubt werden müssen, um den politischen, fiskalischen und wirtschaftlichen Realitäten Rechnung zu tragen, mit denen das neue Team am Tag der Amtseinführung konfrontiert sein wird.