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Von Cloud bis Software: Welche Unternehmen vom KI-Boom profitieren

April 2025
von Hagen Ernst, Stellvertretender Leiter Research und Portfoliomanagement bei der DJE Kapital AG
DJE Kapital AG
Hagen Ernst, DJE Kapital AG

Künstliche Intelligenz bleibt das beherrschende Thema im Technologiesektor. Während 2024 vor allem Hersteller von KI-Chips wie NVIDIA oder Broadcom von der Entwicklung profitierten, investieren große Cloud-Anbieter wie AWS (Amazon), Azure (Microsoft) und Google Cloud Milliarden in den Ausbau schneller Rechenzentren. Auch bei Unternehmenskunden hat KI höchste Priorität in den IT-Budgets und der Investitionsschub dürfte noch deutlich zunehmen.

MONETARISIERUNG ALS HERAUSFORDERUNG

Die KI-Monetarisierung bleibt jedoch schwierig. Es wird sich erst zeigen müssen, ob und wie sich die enormen Investitionen langfristig auszahlen. Hier kommt den Softwareunternehmen eine entscheidende Rolle zu. Nahezu alle Anbieter arbeiten daran, mit KI-Agenten, Tools und Chatbots einen konkreten Mehrwert für Kunden zu schaffen. Die Zahlungsbereitschaft der Kunden dürfte steigen, wenn sich durch KI deutliche Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen realisieren lassen.

Im Gegensatz zu Chip- und Cloud-Anbietern müssen Softwareunternehmen keine riskanten Investitionen in den Ausbau von Rechenzentren tätigen. Viele haben bereits eine Vielzahl von KI-Tools entwickelt, die oft kostenlos in bestehende Softwarelösungen integriert werden. Dennoch wird es dauern, bis mit KI-Produkten nennenswerte Umsätze erzielt werden können.

GUTE SALES-MODELLE VERSUS RELATIVE RISIKEN

Unternehmen mit soliden Produkten, guten Partnerschaften, leichter Integration, hoher Skalierbarkeit und einem namhaften Kundenstamm profitieren durch diese Vorteile. Dazu zählen einzelne militärische Anwendungen wie z. B. der Service Agent von Salesforce. Kritisch am Markt betrachtet werden Unternehmen, die unter Druck von disruptiven Technologien der Konkurrenz stehen oder deren hohe Investitionen in KI-Infrastruktur sich möglicherweise nicht rechnen werden. Dazu zählen unter anderem Adobe, das dem Wettbewerbsdruck durch andere generative Bild-KIs ausgesetzt ist, und Microsoft mit seinen hohen Investitionen in Rechenzentren.

WACHSTUMSPOTENZIALE UND HINDERNISSE

Insbesondere in der Bild- und Videoverarbeitung sowie im Vertrieb lassen sich durch KI erhebliche Einsparpotenziale realisieren. Auch in klassische Unternehmensanwendungen (ERP) wie Finanzen, Beschaffung und Personal wird KI zunehmend integriert, um Prozesse zu vereinfachen und zu automatisieren.

Für Anleger besonders interessant sind etablierte Unternehmen mit einer soliden Kunden- und Datenbasis. Diese bieten ihren Kunden bereits erste KI-Tools an, die zunehmend angenommen werden. Auch wenn die Monetarisierung einige Zeit in Anspruch nehmen wird, ist davon auszugehen, dass Softwareanbieter langfristig einen „fairen“ Anteil an den durch KI erzielten Produktivitätsgewinnen erhalten werden.

Dennoch ist Vorsicht geboten. Neben den Chancen birgt KI auch erhebliche Risiken. Die Disruptionsrisiken dürften steigen. Daher ist es wichtig, neue Produkte und Wettbewerber genau im Auge zu behalten.