Zwar hat die Fed gestern die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Dennoch gab sich Fed-Chef Jerome Powell milder als erwartet und verkündete, man ziehe einen Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte nicht in Betracht. „Die Fed übt sich in Realitätsverweigerung“, sagt Mike Contopoulos, Director Fixed Income bei Richard Bernstein Advisors, Partner im Netzwerk von iM Global Partner. In seinem Marktkommentar erläutert er, weshalb.
Um die Inflation einzudämmen, kommt die Fed nicht um mehr Arbeitslosigkeit herum
Es wird noch viele weitere Anhebungen um 50 Basispunkte geben – so betrachtet ist es fast egal, ob es nun 75 Basispunkte werden oder nicht. Die Menschen und möglicherweise auch die Fed übersehen: Wenn die Fed die Inflation eindämmen will, muss sie die Nachfrage und den Konsum bremsen. Und dafür muss der endgültige Zinssatz deutlich höher werden als der Aktienmarkt, der Zinsmarkt und die Fed erwarten. Dieser Zinserhöhungszyklus wird noch eine ganze Weile dauern – und wir werden sehr viel höhere Zinssätze sehen.
Die vier Hauptfaktoren für die Renditen von Staatsanleihen sind die Inflation, das Wirtschaftswachstum, der Umfang der Fed-Bilanz und der Leitzins, und alle vier deuten darauf hin, dass die Zinssätze deutlich steigen können. Die Fed hat die Zinsen gerade um 50 Basispunkte angehoben, ihre Bilanz schrumpft, wir alle wissen, wie hoch die Inflation ist, und das Wirtschaftswachstum ist immer noch ziemlich solide. Führende Wirtschaftsindikatoren, das nominale BIP – sie alle sprechen für ein höheres Zinsumfeld. 3 Prozent halten wir für sehr plausibel und glauben, dass es von hier aus noch deutlich höher werden kann. Um die Inflation einzudämmen, wird die Fed die Nachfrage senken müssen. Und es ist fast lächerlich, dass sie glaubt, dabei die Arbeitslosigkeit auf einem Rekordtief halten zu können. Offen bleibt, wie sie das ernsthaft behaupten kann und damit durchkommt. „Für mich deutet das darauf hin, dass sie das Ausmaß des Problems noch immer nicht ganz erkannt haben.“
