Die Stimmen werden noch ausgezählt und es ist knapp bei den Zwischenwahlen in den USA, konstatiert Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Deutschland. Und weiter: Der von den Demoskopen prognostizierte Erdrutschsieg der Republikaner ist ausgeblieben. Das offizielle Ergebnis könnte allerdings Tage, wenn nicht sogar Wochen auf sich warten lassen.
Wenn am Ende die Republikaner mindestens eine Kammer des Kongresses kontrollieren, dürften viele der fiskalischen Vorhaben des US-Präsidenten Joe Biden blockiert werden. Die Demokraten wollen mehr staatliche Ausgaben, die Republikaner wollen diese eher eindämmen. Ein Patt in Washington könnte weniger Wirtschaftswachstum, aber auch weniger Inflationsdruck bedeuten. Die Aussicht auf geringere Staatsausgaben könnte die zuletzt stark gestiegenen Anleiherenditen wieder zurückholen, weil die Investition in US-Bonds wieder attraktiver würde. Der US-Wirtschaft geht es im Moment vergleichsweise gut und ein geteilter Kongress wäre bei einem von der Geldpolitik angestrebten Soft-Landing das optimale Szenario für den Aktienmarkt.
Die Spätfolgen eines geteilten Kongresses könnten sich im kommenden Jahr zeigen. Sollte die US-Wirtschaft in eine Rezession schlittern, könnte diese Konstellation zu einem erbitterten Machtkampf um eine notwendige Anhebung der Schuldengrenze führen. Damit könnte eine Rezession verschärft werden, was sich mit höherer Volatilität und Unsicherheit auch negativ auf das kommende Börsenjahr auswirken dürfte. Dennoch bleibt für den Moment ein geteilter Kongress in Washington der Favorit der Wall Street.