Der Dax und andere Aktienmärkte konnten zuletzt kräftige Kursgewinne und neue Rekordmarken verzeichnen. Gleichzeitig gibt es immer noch einen gewaltigen Geldanlagestau bei den privaten Haushalten in Deutschland. Fast 2,2 Billionen Euro oder 23,4 Prozent des Geldvermögens sind in Form von Sichteinlagen oder Bargeld geparkt – meist auf dem Girokonto.
Wie stark hätten Aktienkursgewinne zum Vermögensaufbau beitragen können, wenn die hohe Ersparnis während der Niedrigzinsphase nicht vor allem auf den Girokonten gelandet wäre, sondern stärker in Aktien? Um das abzuschätzen, haben wir eine Simulationsrechnung durchgeführt mit der Annahme, dass die Haushalte ab 2011 immer nur so viel Geldvermögensbildung in Sichteinlagen und Bargeld fließen lassen, dass ein Liquiditätspuffer von genau vier Netto-Monatseinkommen vorgehalten wird, erklärt Michael Stappel, Volkswirt bei der DZ Bank. Den Rest der sehr hohen Liquidität, die in der Realität aufgebaut wurde, haben wir in unserer Simulationsrechnung regelmäßig konsequent in den Neukauf von Aktien investiert.
Was bedeutet das nun für den Vermögensaufbau? Tatsächlich weist unser Modell in der Anfangsphase mehrere Quartale auf, in denen das private Geldvermögen durch Kurseinbußen bei Aktien etwas langsamer wuchs als in der Realität. Über einen längeren Zeitraum vermehrt sich das Geldvermögen mit einem höheren Aktienanteil jedoch nachhaltig deutlich besser. Wuchs das private Geldvermögen von Anfang 2011 bis Mitte 2024 in der Realität um 4,6 auf 9,2 Billionen Euro, errechnet sich in unserem Modell ein Zuwachs um 5,3 Billionen Euro auf 9,9. Das sind 715 Milliarden Euro oder knapp acht Prozent mehr als in der Realität.
Wichtiger als der Blick zurück, als sich während der Niedrigzinsphase der Geldanlagestau aufbaute und Chancen für einen dynamischeren Geldvermögensaufbau verpasst wurden, ist aber der Blick nach vorne: Die privaten Haushalte verfügen immer noch über mehr als 2 Billionen Euro liquide Mittel in Form von Sichteinlagen oder Bargeld. Ein Großteil dieses gewaltigen Geldanlagestaus findet auf Girokonten statt. Das eröffnet vielen Haushalten je nach individueller Situation die Möglichkeit, mehr Mittel nach und nach in zusätzliche Aktien oder Aktienfonds umzuschichten, ohne andere Anlageformen wie Einlagen oder Rentenpapiere zu vernachlässigen und trotzdem großzügige Liquiditätspuffer vorzuhalten.