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Was für Anleihen spricht

Oktober 2023
Daniel Kerbach, Chief Investment Officer der BayernInvest, erklärt, weshalb er jetzt selektiv Chancen bei Anleihen sieht.
BayernInvest
Daniel Kerbach, BayernInvest

Das hohe Zinsniveau und verschärfte Kreditkonditionen entwickeln sich zunehmend zur Belastung für die Wirtschaft. Die Aussichten für das vierte Quartal 2023 sind daher gedämpft. Das konjunkturelle Wachstum in Europa dürfte sich weiter verlangsamen, Deutschland droht in eine Rezession abzugleiten. Auch die US-Wirtschaft steuert zum Jahreswechsel auf eine wirtschaftliche Abkühlung zu. „Das Ende des geldpolitischen Straffungszyklus ist in Sicht. Die hohen Zinsen lasten vermehrt auf der Konjunktur – und vor allem auf Unternehmen mit stark verschuldeten Geschäftsmodellen“, sagt Daniel Kerbach, Chief Investment Officer der BayernInvest. Es zeige sich, dass die Inflation teilweise hartnäckiger sei als gedacht. Zinssenkungen seitens der Notenbanken seien vorerst nicht in Sicht. Die Gefahr, dass kleinere oder hoch verschuldete Unternehmen die Zinslasten nicht mehr tragen könnten und Insolvenz anmelden müssten, sei deutlich gestiegen. „Konnten sich viele dieser Unternehmen vor zwei Jahren noch zu vier bis fünf Prozent refinanzieren, so müssen sie aktuell teils 10-12 Prozent an Zinslast stemmen. Viele Geschäftsmodelle stehen damit vor dem Aus“, so Kerbach.

ATTRAKTIVE CHANCEN AM ANLEIHEMARKT

Das Zinshoch biete momentan jedoch sehr attraktive Anlagemöglichkeiten am Anleihemarkt. „Europäische Pfandbriefe mit Fokus auf Wohnimmobilien, US-Staatsanleihen, Schwellenländer- und Nachranganleihen erzielen zwischen fünf und neun Prozent Verzinsung. Damit erreichen Investoren ein deutlich positives reales Renditeniveau“, erläutert CIO Kerbach.

Steigende Finanzierungskosten und ein massiver Rückgang der Kreditvergabe belasteten derzeit Alternative Investments. Private Debt, Private Equity, Immobilien und Co. seien aufgrund ihrer Beteiligung an Unternehmen und teilweise hohen Fremdfinanzierungshebeln direkt von steigenden Zinsen und rückläufiger Kreditvergabe betroffen. Folge sei eine in einzelnen Marktsegmenten schmerzhafte Preisanpassung, bei der die Refinanzierungskosten an das aktuelle Zins- und Spreadniveau angepasst würden. Die BayernInvest beobachte bei ihren Kunden und Kooperationspartnern weiterhin ein großes Interesse an langfristigen Infrastrukturinvestments, während vor allem bei Immobilien, Private Debt und Private Equity Zurückhaltung herrsche.

US-AKTIEN BEVORZUGT

An den Aktienmärkten zeichne sich eine Stabilisierung und die Möglichkeit eines freundlichen Jahresausklangs ab. Die Kurse hätten nach den jüngsten Korrekturen wieder Aufwärtspotenzial und die weiterhin zu erwartende Volatilität werde Opportunitäten für antizyklische Käufe bieten. Investoren sollten ihr Augenmerk dabei vor allem auf hochwertige Substanz-Aktien aus den USA legen und ausgewählte Schwellenländer-Aktien beimischen. In Europa sei dagegen mit negativen Gewinnrevisionen zu rechnen, die eine lukrative Rendite für europäische Titel mittelfristig schwierig machten. Die größten Risiken für die Aktienmärkte lägen in immer wieder aufkeimenden Inflationswellen und der damit verbundenen Zinsentwicklung sowie in der fragilen geopolitischen Lage. So könnte insbesondere eine Eskalation und Ausweitung des Nahost-Konflikts die Börsen weltweit treffen.

AUSWIRKUNGEN DES NAHOST-KONFLIKTS AUF ENERGIEMÄRKTE

„Unser Basisszenario für den Israel-Gaza-Konflikt ist indes, dass der Konflikt lokal voranschreitet und es nicht zu einem Flächenbrand im Nahen Osten kommt“, kommentiert Kerbach die aktuelle geopolitische Lage. Allerdings gelte es aktuell abzuwarten, ob der Iran in den Konflikt einsteige. Denn das könnte, zumindest mittelfristig, zu einem globalen Anstieg des Ölpreises führen. Jedoch sei die OPEC in der Lage, zügig rund fünf Millionen Fass Öl zur Verfügung zu stellen, um die Verknappung zu kompensieren.