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Was für Hochzinsanleihen spricht

März 2024
Warum sich das Risiko bei schwächeren Bonitäten auszahlen kann, erklärt Will Smith, AllianceBernstein.
AllianceBernstein
Will Smith, AllianceBernstein

Zahlt sich eine höhere Risikobereitschaft aus? High-Yield-Papiere bieten hohe Renditen bei entsprechend hohen Risiken. Anleihen-Experte Will Smith, Director – US High Yield bei AllianceBernstein erklärt, wo sich Hochzinsanleihen im aktuellen Marktumfeld lohnen, warum es auf eine genaue Analyse bei der Bewertung von Investments ankommt – und warum sich das Zeitfenster für attraktive Investments bald schließen dürfte.

Ein traditionelles Investment-Grade-Anleihenportfolio ist mit Opportunitätskosten verbunden, immerhin verzichtet es auf den Vorteil einer breiteren Diversifizierung, mit dem sich Risiken effizient aussteuern ließen. So konnte eine einfache passive 50/50-Kombination aus US-Treasuries und höherwertigen (mit BB oder B bewerteten) US-Hochzinsanleihen in der Vergangenheit bei vielen Kennzahlen deutlich bessere Ergebnisse erzielt sowohl als mit BBB bewertete US-Unternehmensanleihen als auch der breitere US-Aggregate-Index. Dazu gehören höhere Einkommen, geringere Volatilität, geringeres Zinsrisiko (Duration) und höhere risikobereinigte Erträge (siehe Abbildung).

Dieser Vorteil wird auch weiterhin bestehen bleiben, denn obwohl sich die Spreads in den vergangenen Monaten deutlich verengt haben, sind hochverzinsliche Anleihen immer noch attraktiv. Der Markt für Hochzinsanleihen ist relativ klein und hat tendenziell davon profitiert, dass Anleihen aus dem Investment-Grade-Bereich auf- und abgestuft wurden. „Rising Stars“, also Aleihen, die im Rating aufgestiegen sind, haben in den Monaten, bevor sie den High-Yield-Index verlassen, in der Regel eine Outperformance von etwa 60 Basispunkten erzielt. Sobald diese Anleihen dann in den Investment-Grade-Markt aufsteigen, neigen auf Hochzinsanleihen fokussierte Anleger dazu, diese zu verkaufen und den Erlös in ähnliche Hochzinsanleihen umzuschichten. Dies wiederum treibt deren Preis in die Höhe.

Bei „Fallen Angels“, also Anleihen, die vom Investment Grade-Rating herabgestuft wurden, entsteht ein ähnlicher Effekt. Sie sind im Vergleich zum durchschnittlichen hochverzinslichen Titel in der Regel größer und werden mit engeren Spreads gehandelt als der breitere Index. Anleger, die sich am Hochzinsindex orientieren, müssen oft diese neuen und großen Indexbestandteile kaufen, um sich an ihrer Benchmark ausrichten zu können. Das geringe Volumen des Hochzinsmarktes bringt einen weiteren Vorteil. So erfahren herabgestufte Hochzinsanleihen aufgrund des begrenzten Angebots oft starke Unterstützung von Anlegern, die sich auf notleidende Titel spezialisiert haben.

Angesichts der unsicheren Wirtschaftsaussichten für 2024 und der schwächelnden Fundamentaldaten ist so mancher Anleger bei Investitionen in Unternehmensanleihen vorsichtig, auch wenn sich gerade jetzt gute Chancen auftun. Aufgrund der immer noch angemessenen Bewertungen werden gerade bis zum Ende des ersten Quartals gute Anlagemöglichkeiten zu finden sein, die hohen Renditen von heute werden jedoch nicht ewig anhalten. In allen Fällen sollten Anleger Ihre Investitionen jedoch genau abwägen, denn im Markt gibt es aktuell immense Unterschiede.

Vorsicht ist vor allem bei Titeln mit längerer Laufzeit geboten. Renditeorientierte Anleger wie etwa Versicherungsgesellschaften haben in den vergangenen Monaten langfristige Investment-Grade-Papiere gekauft, um ihre langfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Dies hat die langfristigen Renditen im Vergleich zum übrigen Markt gedrückt. Insofern liegt der Schluss nahe, dass Anleihen mit einer längeren Laufzeit Anleger aktuell nicht angemessen für das zusätzliche Laufzeitrisiko entschädigen. Dies ist ein globales Phänomen: Anleihen aus den USA und Europa, die länger als 10 Jahre laufen, erscheinen im Vergleich zu mittelfristigen Schuldtiteln teuer. Die vielversprechendsten Werte werden Anleger wahrscheinlich im Bauch der Zinskurve im Investment-Grade-Bereich finden.