Die Inflation ist wieder zurück, verweist Joe Foster, Portfoliomanager und Goldstratege bei VanEck, auf die aktuelle Entwicklung in seinem Goldkommentar. Er meint, viele der Inflationstreiber mögen als exogene Schocks entstanden sein, stellen nun aber strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft dar: Veränderungen der Demografie, der Arbeitsgewohnheiten, der Lieferketten, der Verbrauchsgewohnheiten, bei den Rohstoffen und den Fertigungsanforderungen haben sich zu einem Inflationscocktail verbunden.
Die Aufgabe der US-Notenbank ist damit schwierig und wird dadurch zusätzlich erschwert, dass die Schuldenquote der USA 1980 bei etwa 30 Prozent des BIP lag, während sie heute fast 140 Prozent beträgt. Höhere Zinsen sind damit eine zusätzliche Belastung. „Abgesehen von einem möglichen Schuldenschlamassel könnten Inflation und steigende Zinsen eine Reihe unbeabsichtigter Folgen oder ‚schwarzer Schwäne‘ mit sich bringen“, sagt Foster.
Dies trifft vor allem aber auf Japan zu, das Land hat die höchste Schuldenquote aller Industrieländer. Aus diesem Grund kann das japanische Finanzsystem keine höheren Zinsen verkraften. Während die Fed und andere Zentralbanken die Zinssätze erhöhen, hält die Bank of Japan die Zinssätze nahe null und der Yen ist gegenüber dem US-Dollar auf ein Zwanzig-Jahres-Tief gesunken. Außerdem ist Japan der größte ausländische Halter von US-Staatsanleihen. Die Volatilität der Währungen lässt die Kosten für die Absicherung des US-Dollars in die Höhe schnellen, was US-Staatsanleihen in Japan trotz ihrer viel höheren Renditen unattraktiv gemacht hat. Es ist mit mehr Volatilität bei Währungen und Zinsen zu rechnen, wenn Japan weiterhin Teile seines 1,3 Billionen US-Dollar schweren Bestands an US-Staatsanleihen verkauft, während die Fed gleichzeitig ihre eigenen Billionen an US-Staatsanleihen im Rahmen ihrer quantitativen Straffung verkauft.
Angesichts all dieser Entwicklungen fragen sich viele Goldbefürworter, weshalb der Preis für Gold – ein traditioneller Krisenschutz – nicht höher ist. Foster meint, Gold befindet sich zwar in einem säkularen Bullenmarkt, seitdem es im Dezember 2015 bei etwa 1.050 US-Dollar pro Unze seinen Tiefpunkt erreichte. „Wir sind aber der Meinung, dass der starke US-Dollar den Anstieg des Goldpreises im derzeitigen Bullenmarkt gedämpft hat.“ Damit verteuert sich der Kauf für ausländische Investoren. Dies ist auch ein wesentlicher Unterschied zu den 1970er Jahren, als auch den 2000er Jahren. Von 1971 bis 1978 sank der US-Dollar-Index um 45 Prozent und von 2002 bis 2008 fiel er um 41 Prozent. Seit Dezember 2015 hat er jedoch um 5,2 Prozent zugelegt, während er in einem Seitwärtstrend schwankte und derzeit sein Zwanzigjahreshoch testet. „Während Gold und der US-Dollar in Zeiten akuter finanzieller Spannungen manchmal gemeinsam nach oben tendieren, ist die normale Beziehung invers“, erklärt der Goldexperte.
China und Europa scheinen die Welt in eine Rezession zu führen, und die Fed ist führend bei den Zinserhöhungen. „All dies verheißt Gutes für den US-Dollar, zumindest im Moment“, so Foster. Der starke US-Dollar sorgt für finanziellen Stress im Ausland, die Inflation scheint aus den Fugen zu geraten und es gibt geopolitische und wirtschaftliche Risiken, die Gold weiterhin Auftrieb geben dürften. „Wir glauben zwar, dass der Goldpreis steigen wird, aber solange der US-Dollar nicht schwächer tendiert, wird Gold möglicherweise nicht die spektakulären Gewinne vergangener säkularer Bullenmärkte verzeichnen.“