Laut der Unternehmensberatung Boston Consulting steigern Konzerne, die regelmäßig andere Firmen übernehmen, Umsatz und Gewinn schneller als organisch wachsende Unternehmen. Sogenannte M&A Compounder sind Unternehmen, deren Strategie darauf baut, durch Übernahmen langfristig zu wachsen und den Shareholder Value zu steigern. „Häufig sind die Übernahmeziele kleinere, in ihrer Nische sehr erfolgreiche Familienunternehmen, die eine solide Finanzbilanz aufweisen und sich durch organisches Wachstum auszeichnen“, sagt Patrick Suck, Portfoliomanager des ODDO BHF Polaris Flexible. Solchen Unternehmen mangele es aber oft an sinnvollen Reinvestitionsmöglichkeiten für den erwirtschafteten Cashflow, meist setzen Familieneigentümer eher auf Ausschüttungen.
Nach einer Übernahme durch einen M&A Compounder wird der weiterhin starke Cashflow primär in weitere Übernahmen reinvestiert. „Und weil man die Übernahmen typischerweise zu sehr viel günstigeren Bewertungsniveaus, verglichen mit der eigenen Bewertung, durchführen kann, sind die Kapitalrenditen auf diese Akquisitionen sehr hoch und damit für den Aktionär attraktiv“, betont der Portfoliomanager von ODDO BHF. Im Unterschied zu Private Equity gehe es außerdem nicht um Übernahmen mit dem Ziel einer kurz- bis mittelfristigen Wertsteigerung. Grundsätzlich sollen die übernommenen Unternehmen dauerhafter Teil der Unternehmensgruppe werden. Dass das Übernahmeziel nicht restrukturiert wird, sondern in seinem Geschäftsfeld weiter agieren kann, macht diese Form von M&A für viele Familienunternehmen zu einer attraktiven Alternative zu Private Equity.
WACHSTUMSPOTENTIAL ENTSCHEIDEND
Erfolgreiche M&A Compounder eignen sich gut für qualitäts- und wachstumsorientierte Anlagestrategien, da sie hohe Kapitalrenditen und starke Cashflows mit hohem Wachstum vereinen. Auf einige Kriterien achtet Patrick Suck von ODDO BHF bei solchen Unternehmen besonders: „Sie verfügen über freien Cash-Flow, um ihre Akquisitionen zu finanzieren, müssen sich hierfür also nicht verschulden“. Sie sollten weiterhin in Unternehmen mit funktionierenden Geschäftsmodellen investieren, die sich in einer bestimmten Nische etabliert haben. Ihr Fokus sollte auf vielen kleinen Übernahmen liegen, nicht auf einer großen Akquisition, die das Unternehmen auf einen Schlag transformiert.
Ein Beispiel für einen M&A Compounder ist das britische Unternehmen Diploma*. Hierbei handelt es sich um einen Händler von Zubehör für Industrie und die Pharmabranche. Im Gegensatz zu anderen Distributoren ist Diploma nicht nur ein Zwischenhändler, sondern entwickelt auch maßgeschneiderte Produkte für seine Kunden. Hierzu passt die regelmäßige Übernahme von spezialisierten Industrieunternehmen, zuletzt etwa ein traditionsreiches Familienunternehmen, das Befestigungselemente für Flugzeuge herstellt. Mit diesem Geschäftsmodell erzielt das Unternehmen sehr hohe Kapitalrenditen von 17 bis 19%. Aber auch der bekannte Luxuskonzern LVMH* geht vergleichbar vor, wenn er Ausschau nach kleineren Herstellern von Luxusgütern hält, die gut in sein Markenportfolio passen. „Solche Unternehmen zeichnen sich durch zwei Eigenschaften aus, die wir als Qualitätsinvestoren schätzen: kontinuierliches, strukturelles Wachstum und hohe Kapitalrenditen“, fasst der Portfoliomanager von ODDO BHF zusammen.
* Keines der vorstehend genannten Unternehmen stellt eine Anlageempfehlung dar.