Das veränderte politische Umfeld sorgt für deutliche Bewegungen an den Kapitalmärkten, konstatiert Kurt Eichhorn, Leiter Rentenfondsmanagement bei der Kepler-Fonds KAG und verweist in seinem aktuellen Kommentar auf aktuelle Ereignisse in Deutschland: Nach der Neuwahl des deutschen Bundestags deuten erste Sondierungen auf eine rasche Regierungsbildung hin. Vergangene Woche wurde eine erste politische Grundsatzeinigung skizziert, die es für die Finanzmärkte in sich hatte. Es soll einen Sonderhaushalt geben, der mit 500 Milliarden Euro dotiert und auf zehn Jahre verteilt ist. Finanziert werden sollen damit Infrastrukturmaßnahmen. Zudem dürften auch die Ausgaben für Rüstung stark steigen.
RENDITEN RAUSCHTEN NACH OBEN
Da noch keine Sparmaßnahmen veröffentlicht wurden, deutet vieles auf die Ausgabe von deutlich mehr Staatsanleihen hin. Die Reaktion der Rentenmärkte fiel rasch und deutlich aus: Innerhalb eines Tages zogen die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen um 30 Basispunkte an. Das war der höchste Tagesanstieg seit Einführung des Euro vor 27 Jahren. Zuletzt notierte die Rendite bei rund 2,93 Prozent (per 11. März).
Das Kepler-Rententeam diskutierte am 05. März in einem Ad-hoc-Sitzung diese außergewöhnlichen Marktbewegungen: Der Renditeanstieg ist zwar grundsätzlich angesichts der Nachrichten nachvollziehbar, könnte aber etwas überzogen sein. Unter anderem deshalb, weil die dafür nötige Zweidrittelmehrheit im deutschen Bundestag noch nicht abgesichert ist. Es wurde daher beschlossen, das Zinsänderungsrisiko antizyklisch leicht zu erhöhen, auch weil sich die Steilheit der Zinskurve erhöht hat. Dadurch wurden mittlere und längere Laufzeiten relativ gesehen attraktiver, selbst wenn man mit keiner schnellen Gegenbewegung rechnet. Viele Trades zu dieser Neuausrichtung sind bereits umgesetzt.
