Angeführt von Bewegungen am langen Ende der Renditekurve stiegen die Staatsanleiherenditen in der vergangenen Woche weiter an, kommentiert Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch rückte die Haushaltslage der USA vor dem Hintergrund eines erhöhten Angebots an Staatsanleihen erneut in den Mittelpunkt. Unterdessen zeigt die Wirtschaftstätigkeit kaum Anzeichen einer Verlangsamung.
Indikatoren wie der Cleveland Fed CPI Nowcast deuten auf einen robusten Anstieg der Kernpreise um 0,4 Prozent im Juli hin. Sollten sich diese Daten bestätigen, könnte das beunruhigend sein: Sie zeichnen das Bild einer Inflation, die sich im Bereich von 3 bis 4 Prozent festsetzt. In diesem Fall könnte eine weitere geldpolitische Straffung erforderlich sein. Der schmerzhaftere Teil des Straffungszyklus liegt dann möglicherweise vor und nicht hinter uns.
Viele Marktteilnehmer haben im vergangenen Monat ihr Engagement in Risikoanlagen erhöht und Absicherungen gegen Abwärtsrisiken abgebaut – in der Hoffnung, dass die US-Notenbank die geldpolitische Straffung bald abgeschlossen hat und eine deutliche Verlangsamung der US-Wirtschaft vermieden werden kann. Da die Staatsanleiherenditen stiegen, gerieten die Positionen unter Druck. Es kam zu einer gewissen Schwäche bei Risikoanlagen. Die Aktienkurse sind gefallen und die Spreads haben sich ausgeweitet. Wir neigen zu der Annahme, dass sich diese Trends fortsetzen könnten, falls die Entwicklung bei den Staatsanleihen anhält.
Die Bank of Japan (BoJ) sorgte im Anschluss an die Anpassung der Renditekurvensteuerung weiter für Schlagzeilen. Außerplanmäßige Interventionen zielten offenbar darauf ab, den Anstieg der 10-jährigen Renditen über 0,50 Prozent zu bremsen. Die hauptsächliche Folge war jedoch die Schwächung des Yen.
VORSICHT VOR SPEKULANTEN
BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda muss aufpassen, dass er Devisenspekulanten kein grünes Licht für Carry-Trade-Geschäfte gibt und den Yen deutlich über 150 schwächt. In der Vergangenheit hat das Finanzministerium bei einem Wert von 145 eingegriffen. Devisenmarktinterventionen werden aber nicht glaubwürdig sein, wenn der Markt von der BoJ gegenteilige Signale vernimmt.
Es wird immer deutlicher, dass Japan entweder versuchen kann, das Niveau der 10-jährigen Renditen oder den Yen zu kontrollieren – aber nicht beides. Höhere US-Treasury-Renditen verstärken diese Dynamik weiter, da sich die Zinsdifferenzen ausweiten. Aus unserer Sicht wird die BoJ in den kommenden Wochen erkennen, dass sie einen Renditeanstieg bei 10-jährigen japanischen Staatsanleihen von derzeit 0,65 Prozent auf eine Spanne zwischen 0,75 Prozent und 1,0 Prozent zulassen muss.
Wir halten derweil den Yen für eine stark unterbewertete Währung und bleiben weiterhin bei einer Short-Position in japanischen Staatsanleihen und einer Long-Position in Yen. Dabei ist erstere wesentlich größer als letztere. Wir sind zuversichtlich, dass die BoJ bald die Unzulänglichkeiten ihrer jüngsten Interventionen bei den 10-jährigen Renditen erkennen wird. Wenn sie ihre Käufe in den nächsten Wochen zurückfährt, werden sich die Renditen unserer Meinung nach auf einem höheren Niveau stabilisieren. Der Yen kann dann letztlich stärker notieren.